Michael Laudrup konnte Pässe spielen wie kein zweiter. Der 47
Jahre alte dänische Ballkünstler trat einst für die besten Klubs
der Welt an, unter anderem für Real Madrid und den FC Barcelona.
Weil er also viele Jahre seines Lebens in Spanien verbracht hat,
spricht er ziemlich gut Castellano. Laudrup hat keine Probleme,
sich verständlich zu machen. Kommunikationsschwierigkeiten kann man
den Wirbel also nicht zuschreiben, den er durch seine Äußerungen
auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche verursacht
hat.
Laudrup kritisierte die Klubführung scharf und schloss sogar
seinen Rücktritt nicht aus. „Im Fußball kann innerhalb kurzer Zeit
viel passieren”, sagte er, nach seiner beruflichen Zukunft gefragt.
Der Däne ist im zweiten Jahr Trainer des Fußball-Erstligisten und
mit der Arbeit der Klubverantwortlichen nicht zufrieden. „Wir sind
jetzt zum zweiten Mal über denselben Stein gestolpert”, kritisierte
Laudrup: „Das kann nicht sein.”
Hintergrund: Der Trainer hatte die Verpflichtung eines Stürmers
noch innerhalb der Transferperiode gefordert, die am 31. August um
Mitternacht endete. Klubchef Llorenç Serra Ferrer schien einen
Spieler gefunden zu haben, den Belgier Marvin Ogunjimi vom RC Genk.
Allerdings ließ man es beim Klub derart gemütlich angehen, dass die
Transferunterlagen des Spielers erst eine halbe Stunde nach Ablauf
der Frist übermittelt wurden. Probleme mit dem Faxgerät sollen
schuld daran gewesen sein.
Ein ähnliches Malheur war den Klubverantwortlichen bereits im
vergangenen Winter widerfahren. Damals kam ein Transfer deshalb
nicht zustande. Bis zum MM-Redaktionsschluss war noch keine
Entscheidung gefallen, ob Ogunjimi trotzdem für die Inselkicker
spielberechtigt sein wird. Laudrup hatte während der gesamten
Saisonvorbereitung immer wieder darauf hingewiesen, dass er
dringend einen Mittelstürmer brauche. Zu allem Überfluss hat der
Klub auch noch in letzter Sekunde Jonathan de Guzmán, einen der
Leistungsträger der Mannschaft, für acht Millionen Euro an den FC
Villarreal verkauft. Zumindest für ihn gibt es einen Ersatz: der
Argentinier Fernando Tissone von Sampdoria Genua wird für eine
Saison ausgeliehen.
Angesichts der harschen Kritik, die Laudrup nun in aller
Öffentlichkeit vorgebracht hat, spekulierten Medien bereits, ob er
damit seinen Rauswurf provozieren wolle. Das allerdings scheint
nicht im Interesse des Klubs zu sein, wo man mit Laudrups Arbeit
grundsätzlich zufrieden ist. Zumal die Saison soeben begonnen hat
und ein Trainerwechsel reichlich Ungewissheiten mit sich bringen
würde. Also hat man sich zusammengerauft beim Klub und Laudrup zum
Weitermachen überredet. Die Mannschaft spielt am Sonntag, 11.
September, um 12 Uhr beim Aufsteiger Betis Sevilla.
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