, 8. September – Er ließ mit scharfer Munition
auf sich schießen und fing die Projektile mit dem Mund auf. Er fand
eine versteckte Nadel in einer Großstadt. Er ließ Steffi Graf
mitten auf dem Centre Court verschwinden. In einer
Fernsehproduktion zersägte er Schauspielerin Inge Meysel und
Moderator Dieter Thomas Heck. Entertainer Paul Kuhn ließ er samt
Klavier durch die Luft schweben. Beim MM-Gespräch zeigte er der
Redakteurin "wie man Geld macht". Er hielt sechs weiße Blätter in
der Hand, und nur mit einem kleinen Stups wurden sie zu 100
Euro-Scheinen. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Zum Schluss lagen 2100
Euro auf dem Tisch. Und selbst bei genauestem Hinsehen war kein
Trick zu erkennen. "Haben Sie das verstanden?" fragt Mr. Cox und
beantwortet die Frage gleich selbst. "Nein, aber Sie haben Ihren
Spaß gehabt."
J.F. Cox ist Magier, Zauberer, Maler, Bildhauer, Schauspieler.
In seinem Haus bei Llucmajor werden die Besucher von einer
Tiger-Skulptur in Originalgröße begrüßt, die genau jenem Tiger
gleicht, mit dem er achtzehn Jahre lang in einem Haus lebte und der
von seinem Collie aufgezogen wurde. Ansonsten ist der Platz voller
Bücher, Bilder, Plastiken, Masken. Hier lebt J.F. Cox mit seiner
"Muse" Annabelle, mit der er seit zwanzig Jahren verheiratet ist.
Und er lebt mit vielen Erinnerungsstücken - Plakaten, Fotos. Manche
der Fotos erinnern an Samstagabende, als man noch als Familie vor
dem Fernseher saß und die großen Shows des Abends bestaunte.
Manchmal eben auch die mit Cox. Er hat den unglaublichen Rekord von
5000 Show-Produktionen geschafft, oft mit einem Trupp von mehr als
vierzig Mitarbeitern und Ballett. Er ist am Broadway ebenso
aufgetreten wie im Olympia in Paris, im Scala und Savoy in London.
Bei seinen Gastspielen "round the world" bot er spannende,
aufregende und gefährliche Illusionsshows. "Ich bin ein
fantasiereicher Mensch", sagt er, "ich habe dem nur einfach freien
Lauf gelassen. Ich wollte die Menschen faszinieren, sie sprachlos
machen. Ich wollte anders leben."
Anders als das Leben als Kriminalhauptkommissar und Leiter einer
Mordkommission. Den Brotberuf übte er etliche Jahre lang aus, um
sich die Welt der Illusionen leisten zu können. Bis er sich nur
noch der Magie widmete: "Ich bin ein Abenteurer", sagt er. Und der
Erfolg gab ihm recht. Er hat Millionen von Menschen verzaubert.
Während seiner Reisen um die Welt hat er sich auch immer wieder der
bildenden Kunst gewidmet, die ihn schon in jungen Jahren fasziniert
hat, er besuchte Workshops, Seminare und Museen. Und er hat Maler
wie Max Ernst, Otto Dix oder René Magritte kennengelernt. Den
größten Einfluss auf seine eigene Malerei hatte der amerikanische
Maler Richard Lindner.
Natürlich verarbeitete der Magier Cox die magischen Bilder
anderer zu einer neuen Show-Idee: "Magic in art" wurde geboren.
Bilder der Surrealisten wie Hieronymus Bosch, Dalí oder Ernst
stellte er auf der Bühne nach, verbunden mit seiner eigenen
Zauberei: "Damit konnte ich einen Fixpunkt in der Geschichte des
Showbusiness setzen", sagt Cox. "Ich schlüpfte in die Rolle der
Personen auf den Bildern, so entstand ein ganz neues
Kunsttheater."
Doch ein Fixpunkt musste auch sein: Zunächst baute er aus einer
Ruine ein Haus in den Elbtalauen in Heiligenthal mit riesiger
Produktionshalle; auf Mallorca kaufte er "eine Kaschemme" und
machte vor zwölf Jahren daraus eine "Villa de arte".
Schicksalsschläge blieben nicht aus. Cox' Ehefrau und
Bühnenpartnerin erlitt eine Gehirnblutung und blieb vierzehn Jahre
lang bis zu ihrem Tod im Wachkoma: "Eine Situation, die mich
beruflich, persönlich und finanziell an den Rand meiner
Möglichkeiten gebracht hat." Dieses Trauma zu überwinden, half ihm
die Malerei. Heute widmet sich Cox fast ausschließlich seinen
Bildern und Skulpturen.
Warum J.F. Cox Magier wurde? "Das will man nicht werden, das
passiert einfach. Die Welt der Träume und der Einbildungskraft, das
ist meine Welt der Illusionen." In seinen eigenen Werken und in
seinen Shows: "Wenn Uri Geller eine Gabel verbiegt, hat Cox einen
Knoten drin."
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