Wer mit einem Schleier vor dem Gesicht auf den Straßen von Sa
Pobla gesichtet wird, muss künftig mit einer Geldbuße von 50 bis
200 Euro rechnen. Eine entsprechende – auf Mallorca einzigartige –
Verordnung hat der Gemeinderat des 12.500-Seelen-Ortes im
Inselinnern am Montag mehrheitlich verabschiedet. Das Dekret tritt
in 30 Tagen in Kraft, bis dahin kann noch Einspruch erhoben werden.
Jeder vierte Einwohner von Sa Pobla stammt aus dem Ausland.
Die Nachricht vom Schleierverbot sorgte auch außerhalb der Insel
in deutschen Medien für Furore. Obwohl inzwischen bekannt ist, dass
nur sehr wenige Einwohnerinnen von Sa Pobla – einige sprechen von
einer einzigen Frau – ihr Gesicht in der Öffentlichkeit voll
verschleiern, droht die Gemeindeverwaltung im „Wiederholungsfall“
mit einer Strafe von 3000 Euro.
Der Beschluss stieß bei zahlreichen auf der Insel lebenden
Muslimen auf Unverständnis und wurde von einigen muslimischen
Verbänden als „Angriff auf das friedliche Miteinander in der
Gemeinde“ gewertet. Bürgermeister Gabriel Serra von der
konservativen Partido Popular verteidigt indes die Verordnung als
„notwendige Maßnahme für die öffentliche Sicherheit“: „Jeder muss
in der Öffentlichkeit von der Polizei zu identifizieren sein – das
ist nicht der Fall, wenn das Gesicht bedeckt ist“, so der
Alkalde.
Betroffen von dem Vermummungsverbot sind unter anderem
islamische Komplettschleier wie die Burka oder die (meist schwarze)
Niqab. Bei der Burka wird das Gesicht der Trägerin durch ein
Textilgitter verborgen, bei der Niqab kann die Frau ihre Umwelt nur
durch einen Schlitz sehen. Die neue Regelung soll für Gebäude wie
Schulen, Rathaus und Gesundheitszentren sowie Straßen und Plätze
unter freiem Himmel gelten.
Bürgermeister Serra will damit nach eigenem Bekunden „das
Zusammenleben in der Gemeinde verbessern“. Man bemühe sich um
Integration, aber immer auf „Basis unserer Erziehung und der Werte
unserer Kultur“, wie er betonte.
Auf dem spanischen Festland hatte die katalanische Gemeinde
Lérida vor gut einem Jahr als erste Stadt ein Burka-Verbot
eingeführt. Mehrere Orte im Nordosten folgten dem Beispiel.
Vergangenes Jahr sprach sich das Oberhaus des spanischen Parlaments
(Senat) für ein Verbot von Vollschleiern aus. Die Regierung in
Madrid griff die Initiative aber nicht auf.
Auf Mallorca haben inzwischen weitere PP-geführte Gemeinden
angekündigt, dem Beispiel von Sa Pobla folgen zu wollen. Damit
könnte sich das Schleierverbot noch auf weitere Teile der Insel
ausdehnen.
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