Sein Einsatzbefehl erfolgt, wenn das Feuer die Oberhand gewinnt.
Wenn die Kräfte der Feuerwehr, die kleinen Löschflugzeuge und
Hubschrauber den Brand nicht mehr in den Griff kriegen, dann
steigen Oberleutnant Alexander Burwitz, sein Co-Pilot Juan und
Mechaniker Candelario in die gelb-rote Bombardier CL 215 T der
Canadair, 25 Meter lang, 30 Meter Spannweite. "Wir sind die
Letzten, die bei einem Feuer rauskommen", sagt der Spanier mit
deutschen Wurzeln.
Der 35-Jährige ist Oberleutnant der spanischen Luftwaffe und
Offizier des 43. Luftgeschwaders. Sein Job: Brandbekämpfer aus der
Luft. Er ist Pilot des größten Löschflugzeuges auf den Balearen.
Rund 6000 Liter fassen die Wassertanks seiner Bombardier, mehr als
doppelt so viel wie die auf den Flugplätzen Son Bonet und Son
Servera stationierten Dromader-Flugzeuge aufnehmen können. Die
Bombardier hat als Wasserflugzeug einen weiteren Vorteil, sie kann
ohne Hilfsmittel auf dem Meer Wasser aufnehmen, die
Dromader-Flugzeuge müssen auf dem Boden betankt werden. Während
Alexander Burwitz das Flugzeug wie ein Boot über das Wasser zieht,
werden über einen 20 mal 20 Zentimeter großen, hydraulisch
ausklappbaren Einfüllstutzen beide Tanks innerhalb von zehn
Sekunden gefüllt. Das Lande- und Tankmanöver gehört zu den
gefährlichsten seiner Arbeit. "Ich muss alle Entscheidungen
treffen, wo ich landen kann, wie ich lande. Ich muss die Strömung
und den Wellengang richtig einschätzen. Das Flugzeug hat keine
Landeautomatik, alles läuft manuell. Das macht ein normaler Pilot
nicht, das macht auch den Spaß an meiner Arbeit aus", sagt Burwitz.
Bei bewegter See kann es schon mal sein, dass er im Hafenbecken von
Palma wassern muss. Ein Anruf bei der Hafenbehörde, dann wird ihm
der Weg freigemacht. Waghalsige Manöver verbieten sich jedoch von
selbst. "Ich bin kein Abenteuer-Typ. Das Flugzeug mahnt dich,
bescheiden zu sein", sagt Burwitz. Er hat eine Frau und zwei
Kinder, die in Valldemossa leben. "Wenn mein Job zu gefährlich
wäre, würde ich nicht fliegen." In Valldemossa hat Alexander
Burwitz, Sohn des deutschen Künstlers Nils Burwitz, seine Kindheit
verbracht. In der dörflichen Idylle kam er durch einen Zufall mit
der Faszination der Fliegerei in Verbindung. "Zwei Nachbarn waren
Piloten im Zweiten Weltkrieg, einer bei der deutschen Luftwaffe,
der andere bei der britischen Airforce. Ich hing an ihren Lippen,
wenn sie erzählten. Da wurde mir klar: Ich werde Pilot." Die
Entscheidung hat er bis heute nie bereut, auch wenn die Helden der
Lüfte nur einen normalen Soldatensold bekommen. "Man fühlt sich
erfüllt", sagt er.
Burwitz' Einheit ist in Madrid stationiert, während der
Sommermonate fliegt er aber regelmäßig Einsätze von der
Militärbasis in Pollença. Seine Einheit wird bei Feuern im ganzen
Mittelmeerraum gerufen, auch 2007 beim Feuerdrama in Athen war er
dabei, sein bislang größter Einsatz. Das Jahr 2011 gehört für ihn
zu den ereignisreichsten, Ende Mai war er beim Großbrand auf Ibiza
im Einsatz.
Burwitz' Beruf birgt Gefahren und das nicht nur, wenn es brennt.
Im Jahr 2003 kam es in der Landebucht vor der Militärbasis Pollença
mit einem Wasserflugzeug zu einem schweren Unfall. Das
Löschflugzeug überschlug sich bei der Landung, zwei Mechaniker, die
sich im Heck aufhielten, kamen ums Leben. In mehr als zehn Jahren
an Bord eines Löschflugzeugs hat Alexander Burwitz bislang nur
einmal Angst um sein Leben gehabt. Damals war er Co-Pilot und über
einem Brand bei Granada im Einsatz. "Wir flogen mit 120 Knoten auf
das Feuer zu. Ich zog am Hebel, um wieder aufzusteigen, aber es kam
kein Schub. Der Wind und unser Gewicht drückten uns Richtung Feuer.
Kurz über dem Feuerherd ließen wir das Wasser ab und kamen
plötzlich mit sechs Tonnen weniger Last wieder nach oben und
schafften es knapp über das Feuer hinweg." Die Heldengeschichten
der Piloten - in Valldemossa kann heute keiner mehr so spannend
erzählen wie Alexander Burwitz. (zap)
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