So wie der Bau des Opernhauses von Jörn Utzon zum Wahrzeichen
der australischen Stadt Sydney wurde, so markant ist das „Utzon
Center“ im dänischen Aalborg, direkt am Ufer des Limfjord gelegen.
Es war der letzte Entwurf des Architekten Jörn Utzon – gemeinsam
mit seinen Söhnen Jan und Kim –, bevor er 2008 starb. Er wollte
hier kein Museum einrichten, sondern einen Ort schaffen für
wechselnde Ausstellungen, ein aktives und dynamisches Zentrum für
Architektur, Design und Kunst. Das Utzon Center wird finanziell
getragen von der Utzon Foundation, dessen Präsident und Mäzen der
dänische Unternehmer und Kunstkenner Christen Obel ist.
Diese Stiftung wird ab Oktober ein Studienzentrum auf Mallorca
haben; es ist bereits seit Juni dieses Jahres offiziell
registriert. Sitz ist Can Lis, das Utzon in den 1970er Jahren in
Porto Petro für sich und seine Frau Lis baute. Nach seinem Tod ging
das Haus, das in jenen Jahren als architektonischer Wegweiser auf
Mallorca galt, an seinen Sohn Kim Utzon. Seine Tochter Lin erbte
das Haus Can Feliz in der Nähe von Felanitx. Dort hatte Jörn Utzon
die letzten Jahre vor seinem Tod verbracht.
Kim Utzon ist Architekt wie sein Vater; er leitet das Utzon
Center, dem er Can Lis in Porto Petro verkaufte. Nach einer
gründlichen Renovierung wird hier – vermutlich Ende Oktober – ein
Forschungszentrum zum Thema Architektur entstehen. Ganz besonders
will man sich mit jenen Bauten beschäftigen, die den Pritzker-Preis
gewonnen haben. Dieser Preis – er ging im Jahr 2003 auch an Jörn
Utzon – gilt als der Nobelpreis unter den
Architekturauszeichnungen. Er wurde 1979 von dem Besitzer der
Hyatt-Hotelkette, Jay A. Pritzker, gestiftet und ist heute mit
100.000 Dollar dotiert. Dieser jährlich vergebene Preis ging in der
Vergangenheit unter anderem an Frank Gehry, Norman Foster, Rem
Koolhaas oder Zaha Hadid.
Can Lis, das aus mehreren Wohneinheiten auf insgesamt 350
Quadratmetern besteht, soll zeitbegrenzte Residenz für Architekten
und Studenten aus aller Welt werden. Die Auswahl trifft die
Dänische Nationalstiftung für Kunst. Außerdem sollen hier Seminare
und Workshops zum Thema Architektur und zum Werk von Jörn Utzon
stattfinden.
Utzon selbst und seine Stiftung hatten bereits vor Jahren ein
derartiges Projekt auf Mallorca angedacht, das aber dann durch den
Bau in Aalborg in Vergessenheit geriet. In den vergangenen Jahren
hat die Utzon Foundation bereits mehrere Grundstücke rund um das
Haus erworben.
Angesichts der neuen Pläne für Can Lis hat die „Societat
Arqueològica Lul.liana“ angemahnt, das Haus unter Denkmalsschutz zu
stellen.
Utzon gilt als einer der wichtigsten Architekten des 20.
Jahrhunderts. Er studierte an der Königlichen Akademie in
Kopenhagen. 1957 gewann er die öffentliche Ausschreibung für den
geplanten Bau der Oper von Sydney. Die Idee zu Form und Struktur
kam ihn nach dem Schälen und Zerteilen einer Orange. Der Bau
brachte ihm Weltruhm als Architekt und wurde zum Wahrzeichen für
einen ganzen Kontinent.
Allerdings war er mit der Innengestaltung nicht glücklich, hatte
Zwistigkeiten mit den lokalen Behörden und schwor 1966, dass er
niemals nach Australien zurückkehren würde. Was er aber dann später
doch tat, um Restaurierungsarbeiten zu leiten.
Ende der 50er Jahre liess er sich auf Mallora nieder, baute
zunächst in Porto Petro, später in Felanitx ein Haus. Bei all
seinen Bauten (Kingo Häuser in Elsinor/Dänemark; die Kirche von
Bagsbvaerd in Kopenhagen; das Parlament von Kuweit) ließ er sich
von Formen und Strukturen der Natur leiten; er war wie kaum ein
Zweiter in der Lage, Architekturelemente anderer Kulturen in seine
Arbeiten einfließen zu lassen.
Anlässlich seines 90. Geburtstages fand 2008 ein internationales
Utzon- Meeting in Palma statt, das von der balearischen
Landesregierung organisiert wurde. (G.K.)
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