Ballermann-Debatte? Richtig gelesen. Während Mallorca sich
irgendwie damit abgefunden hat, bevorzugtes Ziel sehr, sehr
durstiger Urlauber zu sein, geht in Berlin der Zauber erst los. In
so manchem Kiez regt sich Widerstand gegen die
„Partytouristen”.
Berlins Tourismus-Chef Burkhard Kieker bestätigte gegenüber dpa,
dass er sogar schon vom Wallstreet Journal auf das Thema
angesprochen worden sei. Und er warnt davor, zu viel über die
internationalen Gäste zu schimpfen. Ohnehin sei alles gar nicht so
schlimm: „Einen Ballermann-Tourismus habe ich hier noch nicht
entdeckt”, sagte der Leiter der städtischen Marketing-Organisation
visitBerlin bei der Vorstellung des Sommerprogramms der Berliner
Clubs.
Das sehen viele Bürger in Kreuzberg anders. „Hilfe, die Touris
kommen”, lautete eine viel beachtete Podiumsdiskussion der Grünen,
bei der nicht nur über Lärm und Müll geklagt wurde, sondern
generell über die Vielzahl an Hotels und Kneipen. Dpa berichtet von
Aufklebern, die den Besuchern vermitteln sollen: „Berlin liebt dich
nicht.” Der Name der Falckensteinstraße in Kreuzberg wurde auf
einem Schild überklebt: „Ballermannstraße” stand da plötzlich zu
lesen.
Der boomende Tourismus bringt Berlin auch viel junges Publikum.
Absolut "in" sind Reisen in die deutsche Hauptststadt vor allem
auch bei partyfreudigen Spaniern, die das gute
Preis-Leistungs-Verhältnis zu schätzen wissen. Gefeiert wird im
Berlin-Urlaub nicht nur in den Clubs, sondern auch gerne mal auf
Bürgersteigen oder in rollenden Kneipen, den so genannten
„Bierbikes”. Tourismus-Chef Kieker kann die damit verbundenen Nöte
der Anwohner zwar nachvollziehen, warnt aber vor Kritik, die als
fremdenfeindlich ausgelegt werden könnte: „Das können wir überhaupt
nicht gebrauchen.” Auch die Barbetreiber betonen, dass die ganze
Stadt doch von Touristen lebe.
Der Kreuzberger Bezirksbürgermeister hat laut dpa jetzt ein
Mediationsverfahren eingeleitet. Am Runden Tisch sollen Anwohner
und Behörden nach Lösungen suchen. Kieker wird mit den Worten
zitiert: „Ich hoffe, dass sich das alles einpendelt.”
Die Erfahrung auf Mallorca mit den Ballermännern zeigt: Das kann
dauern.
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