Ballermann und Mallorca, Mallorca und Ballermann: Wie man es
dreht oder wendet, aus deutscher Sicht sind diese beiden Begriffe
nur schwer zu trennen. Selbst Deutsche, die der Insel noch nie
einen Besuch abgestattet haben, denken bei "Mallorca" zuerst an
"Ballermann", an wilde Partys am Strand, an Sangria-Eimer-Saufen
und Gegröle zu Schlagermusik.
Für manche waren und sind die drastischen Darstellungen dieser
Proll-Partys durch deutsche TV-Sender wie RTL 2 und Sat 1 ein
Grund, niemals hierher zu reisen. Das Klischee des Wortes
"Ballermann" ist so stark definiert, dass es zu einem Synonym für
eine bestimmte Lebenshaltung beziehungsweise Partymentalität
geworden ist. Ballermann-Fans finden das einfach nur geil.
Im Laufe der 90er-Jahre wurde "Ballermann" (das Klischee der
"Putzfraueninsel" hatte Ende der 80er Jahre gerade ausgedient) zum
Inbegriff für den Mallorca-Massen-Tourismus. Bei großen Teilen der
deutschen Bevölkerung war und ist die Bezeichnung wegen der
Berichterstattung privater TV-Sender über exzessive Sauf- und
Sex-Partys aus dieser Zeit immer noch negativ besetzt.
Aber es ist seit Längerem auch eine Wandlung hin zur
Herausbildung einer positiv besetzten Kultmarke "Ballermann" zu
beobachten. "Ballermann" ist gleich Party und losgelassenes
Vergnügen. In Zusammenarbeit mit den Lizenzinhabern der
Namensrechte, Annette und André Engelhardt (www.ballermann.de),
werden zahlreiche Produkte vertrieben: "Ballermann Hits",
"Ballermann XXL Party", "Ballermann TV" und so weiter. Auch der
Film "Ballermann 6" von Tom Gerhard aus dem Jahr 1997 war streng
lizenziert.
Das Image der Insel hat sich in den letzten Jahren deutlich
gewandelt. Die meisten Mallorca-Touristen von heute wissen das ganz
genau. Mallorca bietet längst viel mehr als nur die legendäre
Promenadenmeile an der Playa de Palma in der Nähe des Flughafens:
Wandern, Radfahren, Wassersport, Wellness-Tempel, Luxusport und
-hotels, Promi-Dörfer wie Deià und Valldemossa.
Geblieben ist er dennoch, der gute alte Ballermann. Heute ist
die "Hütte" mit dem offiziellen Namen Balneario 6 auf den ersten
Blick ein ganz normales "Chiringuito", wie es die Spanier nennen,
eine Strandbar mit dem dazugehörigen Strandabschnitt.
Es geht dort zu wie an jedem anderen Aluminium-Kiosk an der
Promenade. Dass es bis 1993 ein anderes, weniger schönes, aber viel
kultigeres "Chiringuito" mit der Aufschrift "Balneario - Ballermann
6" gegeben hat, wissen nur noch wenige Gäste.
15 Strandbars stehen heute am langen Sandstrand in Reih und
Glied, die alle gleich aussehen. Vor dem "Balneario 6" sitzen
deutsche Urlauber in ausgelassener Stimmung, trinken Sangria und
Bier. Im Hintergrund läuft Partymusik auf mittlerer Lautstärke.
Von exzessivem Saufen, wie man es etwa im Film "Ballermann 6"
kennt, keine Spur. Saisonbedingt sind es im Mai und Juni
mehrheitlich Gruppen von deutschen Kegelklubs, unter anderem aus
dem Emsland und aus dem Rheinland, die sich hier vergnügen.
Einer von ihnen ist Helmut Vehring aus Osterburg (Emsland), der
seit über 30 Jahren regelmäßig an der Playa de Palma urlaubt. "Die
alte Hütte kenne ich noch sehr genau", erzählt er. "Das war sehr
entspannt in den 70er Jahren. Jeden Tag um 11 Uhr kam jemand, um
die Sitzplätze frei zu halten.
Wir haben Geburtstage gefeiert mit Torten und so, in richtig
familiärer Atmosphäre." Man habe immer nur bis zu einem bestimmten
Limit gefeiert. Helmut Vehring: "Das Fernsehen hat am Image viel
kaputt gemacht. Für uns waren Spaß und Lachen wichtig."
Die Betreiber waren damals wie heute Spanier. "Vor zehn bis 15
Jahren konnte man hier ungestört feiern. Das ist durch strengere
Regelungen heute anders. Es war früher schöner." Obwohl es nicht so
sauber war. Es gab keine begradigte Promenade aus Pflastersteinen.
Die Terrasse der Bar ging direkt in den Sandstrand über. Kult
eben.
Auch eine Damen-Runde von einem Kölner Kegelklub lässt sich die
Sangria schmecken. Petra, Heidi, Frauke, Renate, Monika, Gaby und
nochmal Monika wissen sehr wohl, dass sie im berühmten
Sechser-Balneario sitzen. Den Proll-Streifen "Ballermann 6" von Tom
Gerhard (1997) haben auch einige gesehen.
Petra ist zum zweiten Mal hier, das erste Mal war Anfang der
90er Jahre: "Das war damals völlig anders. Hier spielte eine
Blaskapelle, vieles war provisorisch." Zwischen 1995 und 2000 etwa
ordnen die Frauen die harte Party-Phase ein. "Das war wohl auch des
Guten zu viel damals", meint Gaby.
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