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Mallorca Magazin: Herr Mir, es ist schon ein paar Jahre her, dass in Spanien die Immobilienblase platzte und die Wirtschaftskrise einläutete. Wie haben Sie das erlebt?
José Mir: Ich merkte im September 2007, dass etwas ungeahnt Neues auf uns zukommt. Wir waren gerade dabei, einen Kauf abzuwickeln. Alle waren beim Notartermin versammelt: Käufer, Verkäufer, Makler, Rechtsanwälte. Der Einzige, der nicht erschien, war der Vertreter der Bank. Das war's dann.

MM: Wie hat sich die Krise auf die Balearen ausgewirkt?
Mir: Im Klartext, die Immobilienpreise haben seit Ausbruch der Krise generell um 20 bis 30 Prozent nachgegeben. Damit sind die Balearen aber vergleichsweise gut weggekommen. Auf dem Festland lag der Rückgang mit 30 bis 40 Prozent noch höher.

MM: Um ein Drittel günstigere Immobilien auf Mallorca? Wo soll das gewesen sein?
Mir: Das hat sich natürlich nicht überall gleichmäßig ausgewirkt. Um es vorweg zu sagen: In gefragten Lagen, so, wie sie besonders bei Ausländern mit der entsprechenden Kaufkraft beliebt sind, haben die Preise deutlich weniger, wenn überhaupt, nachgegeben. Die Villa samt Garten und Meerblick, das renovierte Fischerhäuschen direkt am Strand, die edle Dachgeschosswohnung in Palmas Altstadt, hier haben sich die Preise weitgehend stabil erwiesen.

MM: Wie kommt es dann zu Nachlässen von bis zu 30 Prozent?
Mir: Das sind Wohnung in weniger gefragten Regionen, in den Randzonen der Städte, in ungünstigen Lagen, hochgezogenen Wohnanlagen in den Dörfern. Hier waren die Preise, infolge des allgemeinen Booms, ohnehin um bis zu 30 Prozent überteuert gewesen. Jetzt entsprechen die Preise der Wohnungen ihrem tatsächlichen Marktwert.

MM: Was kostet derzeit eine durchschnittliche Wohnung auf den Balearen?
Mir: Der Quadratmeterpreis liegt bei 1800 bis 2000 Euro - und darüber. Eine herkömmliche Wohnung in Palma mit 100 Quadratmetern kostet aber bereits um die 250.000 Euro. In einer gefragten Zone, etwa am Paseo Mallorca, muss man für eine vergleichbare Wohnung allerdings 400.000 bis 450.000 Euro zahlen.

MM: Das klingt nicht nach einem Schnäppchen ...
Mir: Während sich in Spanien die Immobilienblase bildete, wies Mallorca seine ganz eigene "Burbúja" auf. Hier war die Situation immer ein wenig anders als auf dem Festland, allein schon wegen der Insellage. Das Angebot an Wohnungen ist relativ überschaubar, es gibt gar nicht so viel Bauland wie auf dem Festland. Die Nachfrage wiederum, insbesondere bei ausländischen Käufern, ist stets relativ groß. Diese Klientel benötigt zudem kaum Kreditfinanzierung. Das alles bewirkte, dass gefragte Objekte auf der Insel im Allgemeinen von dem Preisverfall nicht allzu stark betroffen waren. Das macht den Unterschied zum Festland.

MM: Wie geht es nun weiter?
Mir: Ich sage meinen Kunden immer, sie sollen nicht länger zuwarten, wenn sie kaufen wollen. 80 bis 90 Prozent aller Wohnungen entsprechen nun ihrem Marktpreis. Dieser wird nicht weiter sinken, eher wieder steigen. Jetzt ist daher ein guter Zeitpunkt, um zu kaufen.

MM: Wird es wieder zu so einem Boom kommen wie vor der Krise?
Mir: Nein, das war ein Wahnsinn, das wird es nicht mehr geben. Wir hatten Wertsteigerungsraten bei Immobilien von zwölf bis 15 Prozent im Jahr. Das war unglaublich. Wenn sich die Lage nach der Wirtschaftskrise wieder normalisiert, werden wir stabile Immobilienpreise haben, mit moderaten Wertzuwächsen von vielleicht drei bis vier Prozent im Jahr.

MM: Wie würden Sie den Markt derzeit beschreiben?
Mir: Es ist ein schwieriger Markt. Die Banken handhaben die Kreditvergabe extrem restriktiv. Klar, sie wollen zunächst all jene Immobilien verkaufen, die sich nun in ihrem Besitz befinden. Auf dem Festland ist die Situation verschärft. Es ist die Rede von 800.000 per Kreditfinanzierung errichteten, aber unverkauften Wohnungen. Ich habe ganze Urbanisationen leer stehen sehen. Diese Situation haben wir auf den Balearen nicht. Hier ist im Verhältnis gar nicht so viel gebaut worden.

MM: Warum ist der Markt hier dann dennoch schwierig?
Mir: Aus zweierlei Gründen: Die Banken gewähren zum einen nur sehr zögerlich Kredit, zum anderen ist der Immobilien-Leitzins Euribor wieder am Steigen. Vor einem Jahr betrug er 1'2 Prozent, derzeit sind es 2'1 Prozent, und für Ende 2011 wird mit knapp drei Prozent gerechnet. Das verteuert die Hypotheken - zumindest für Leute, die beim Immobilienkauf auf Hypothekenkredite angewiesen sind.

Mit José Mir sprach Alexander Sepasgosarian