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Der Rechtsanwalt Giovanni Di Stefano, auch bekannt als "Anwalt des Teufels", ist am Montagabend in einer Luxusvilla in Son Vida (bei Palma) festgenommen worden. Gegen den 55-Jährigen lag ein in Großbritannien ausgestellter internationaler Haftbefehl vor, seit Längerem hatte Interpol nach ihm gefahndet. Gegen den Juristen wird wegen Diebstahls, Betrugs und Geldwäsche ermittelt - laut Polizei soll er Schäden in Millionenhöhe verursacht haben.

Der gebürtige Italiener, aufgewachsen in Großbritannien, gilt als einer der gerissensten Anwälte weltweit: Saddam Hussein, der Zugräuber Ronald Biggs und der Serienkiller Harold Shipman sind nur einige der von ihm verteidigten berüchtigten Prominenten. Di Stefano genoss lange Zeit den Ruf, das schier Unmögliche für seine Mandanten möglich zu machen.

Aber nicht in jedem Fall: Die Straftaten, wegen derer er jetzt verhaftet wurde, sollen sich im Zeitraum zwischen 2004 und 2009 abgespielt haben. In dieser Periode soll er in Großbritannien als Anwalt tätig gewesen sein, ohne dafür die rechtmäßige Zulassung besessen zu haben.

Es wird ihm vorgeworfen, er habe von der Frau eines lebenslänglich Verurteilten 120.000 Pfund für eine Berufung erhalten, die er nie einreichte. In zwei weiteren Fällen wurde er von Mandanten als Rechtsbeauftragter konsultiert und kassierte, angeblich ohne sie darüber zu informieren, dass er gar keine Zulassung hatte.

Die Polizei war ihm auch wegen eines Wagens auf der Spur, den er 2004 gekauft und außer Landes gebracht - aber nie bezahlt haben soll. Laut Presseberichten wird in insgesamt 18 Fällen gegen ihn ermittelt, die Staatsanwaltschaft hat ein Strafmaß von 75 Jahren gefordert. Di Giovanni ist kein unbeschriebenes Blatt: Er soll schon in der Vergangenheit in betrügerische Geschäfte verwickelt gewesen sein.

Der 55-Jährige, der sich bei seiner Festnahme in Gegenwart seiner Frau befand - seit wann die beiden auf der Insel sind , ist noch unklar - sagte gegenüber der spanischen Lokalpolizei, der Haftbefehl habe nichts mit den genannten Vorwürfen zu tun. Vielmehr sei er politisch motiviert, weil er versucht habe, Tony Blair für seine Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg vor Gericht zu bringen.

Der mallorquinische Anwalt, der die Verteidigung des "Anwalts des Teufels" übernommen hat, hat kurz nach der Festnahme eine vorläufige Freilassung erwirkt. Der Grund dafür sei der sehr schlechte Gesundheitszustand des Italieners. Seine Verfassung mache auch eine Auslieferung nach Großbritannien derzeit unmöglich.

Bereits kurz nach seinem nächtlichen Verhör auf dem Polizeikommissariat war Di Stefano auf eigenen Wunsch hin ins Krankenhaus Son Espases eingeliefert worden. Laut Angaben der Polizei hatte er sich kürzlich wegen eines Krebsleidens einer schweren Operation unterziehen müssen.