Adel verpflichtet - und obwohl gerade den
mallorquinischen Uradel nichts so auszeichnet wie seine bewusste
Zurückhaltung, kann sich die "nobleza" der gesamtgesellschaftlichen
Faszination, die sie auf die Massen ausübt, einfach nicht
entziehen. 2011, da ist sich "Deutschlands Hofberichterstatter"
Rolf Seelmann-Eggebert sicher, wird das Jahr der Royals: Die
Hochzeit von Prinz William und seiner Langzeitbraut Kate Middleton
am 29. April in Londons Westminster Abbey wie auch die
Fürstenvermählung in Monaco im Sommer wird europaweit erneut ein
Millionenpublikum vor die TV-Bildschirme locken - und
Seelmann-Eggebert ist, noblesse oblige, wieder live dabei.
Und während in Alemania Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg mit adligem Background und Ehefrau Stephanie der
Berichterstattung - zumindest in den Boulevardblättern - ein
bisschen High-Society-Glanz verleihen soll (von
Selbstdarstellungs-Shows wie am Hindukusch einmal abgesehen),
erlebt das Thema "Adel" auch auf Mallorca gerade eine Art
Wiederbelebung.
Deutschlands Hof-Experte Rolf Seelmann-Eggebert konzentriert
sich dabei vor allem auf die spanische Königsfamilie, die er im
Sommer 2010 während ihres Mallorca-Urlaubs gefilmt hat (sein
TV-Beitrag wird ab Sommer 2011 gesendet). Auf der Insel selbst
steht der Uradel im Mittelpunkt des Interesses. Und der
mallorquinische Uradel ist vom "höfischen" Adel der Königshäuser
genauso deutlich zu unterscheiden wie von der spanischen "nobleza"
im Allgemeinen. Der Insel-Uradel entstammt zum größten Teil der
Eroberung Mallorcas 1229 durch die Christen (die die maurischen
Besatzer nach gut drei Jahrhunderten vertrieben). Denn für die
Eroberung Mallorcas brauchte Jaume I., König von Aragón, Soldaten,
Offiziere und Heerführer, die kämpfen, stürmen und kommandieren
konnten. Wer sich mit Haut, Haus und Hof in den Dienst der
militärischen Sache stellte, wurde reich belohnt: mit einem
Adelstitel - so man nicht schon einen hatte, wie manche Experten
meinen - sowie mit üppigen Ländereien. Und da die Insel zu jener
Zeit ausschließlich landwirtschaftlich orientiert war, galten
Besitztümer im Inselinneren als besonders wertvoll: Je höher der
militärische Rang, desto weiter entfernt vom Meer das Grundstück.
Geringere Chargen mussten sich mit einem Stück karger Küste
begnügen - zu welch interessanter Wandlung das später im Rahmen der
touristischen Erschließung der Insel führte, ist bekannt: Wer
zuletzt lacht, ...
Die Namen von damals sind bis heute ein Begriff: Die
Familiengeschichte der mallorquinischen Adelsfamilie Gual de
Torrella etwa reicht in diese Zeit zurück. Im Tross der Eroberer
kämpften auch die Vorfahren José Franciscos de Villalonga y Morell,
der folglich ebenfalls zum Uradel der Insel zählt. Ihre Ahnen waren
dabei, als König Jaume und seine Mitstreiter am 31. Dezember 1229
nach Schlachten und Belagerungen siegreich waren und die Insel
untereinander aufteilten.
Antonia Sabater, Doktorandin an der Universität Palma (UIB), hat
im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Forschung mit zahlreichen
adligen Nachfahren "der ersten Stunde" gesprochen und sie dafür in
ihren Stadthäusern persönlich aufsuchen können. Und dabei eine
geschlossene "Welt in sich" entdeckt, die bis heute ihre ganz
eigenen Gebräuche, Traditionen und Sprache pflegt. Ihrer Kollegin,
Adelsexpertin Brunhild Seeler-Herzog, gelang ebenfalls ein Blick
hinter die Kulissen des mallorquinischen Uradels. Fazit: Die
Vergangenheit lebt. Sehr verborgen zwar - aber mitten unter
uns.
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