Thomas Wenzel spricht sehr gefasst.
„Vielleicht gefasster, als ich wirklich bin”, vermutet er selbst.
Denn es ist eher unwahrscheinlich, dass er die Ereignisse des
vergangenen Donnerstag schon verarbeitet hat. Wenzel wurde Opfer
eines brutalen Raubüberfalls.
Vier Maskierte haben den deutschen Inneneinrichter in seinem
Haus in Sant Llorenç überfallen, mit dem Messer bedroht und immer
wieder geschlagen, bis sie mit einigen wenigen Wertsachen ihres
Opfer flüchteten. Drei der Täter marokkanischer Herkunft sowie die
Fahrerin ihres Wagens konnten inzwischen gefasst werden. Laut
Guardia Civil werden der Bande noch weitere Straftaten zur Last
gelegt.
Thomas Wenzel berichtet: „Es war gegen 21.20 Uhr. Ich saß vor
dem Fernseher, den Laptop auf den Knien, als es an der Tür
klopfte.” Obwohl allein zu Hause – Ehepartner Andreas Franke befand
sich auf einer Deutschlandreise – fühlte sich Wenzel sicher und
öffnete. „Da hatte ich schon die erste Faust im Gesicht.” Vier mit
Messern bewaffnete Maskierte stürmten sein Haus, schrien „Geld,
Geld” – auf Spanisch. Wenzel realisierte aber schnell, dass sich
die Täter untereinander in einer arabischen Sprache
unterhielten.
In der Folge stellten die Verbrecher sein Haus auf den Kopf, und
da sie nicht groß fündig wurden – sie forderten 3000 Euro –,
hagelte es Schläge. „Gott sei Dank trugen sie Handschuhe”, meint
Wenzel, sonst wären die Verletzungen schlimmer ausgefallen. Ständig
wurde er mit einem Messer bedroht. Ob eine Schnittwunde am Kinn von
einem Faustschlag herrührt oder von dem Messer, kann Wenzel im
Nachhinein nicht mehr sagen. Die meiste Zeit habe er wimmernd am
Boden gelegen und versucht, sich mit den Händen zu schützen.
Schließlich fesselten die Täter ihr Opfer ans Bett und türmten
mit ihrer Beute – Laptop, Uhren, Geldbörse, Handy.
Thomas Wenzel wartete ab, bis er einigermaßen sicher war, dass
niemand mehr im Haus weilte, und befreite sich dann von den
Fesseln. Da sein Handy mit den gespeicherten Nummern weg war, rief
er seinen Mann in Deutschland an, der dann wiederum Freunde und die
Polizei alarmierte.
Wenzel, der schon seit 15 Jahren in Sant Llorenç lebt, ist nicht
der Einzige in der Region, der in den vergangenen Wochen Opfer von
Einbrechern und Gewalttätern wurde. Und er bedauert: „Früher konnte
man hier die Haustüre unverschlossen lassen. Das ist jetzt
vorbei.”
Deutliche Kritik richtet er an die Adresse der Politik: „Sant
Llorenç ist eine reiche Gemeinde, hier werden gerade Bürgersteige
mit gehauenem Granit gepflastert. Aber eine Polizeistation haben
wir nicht.” Die Polizei mache keinen schlechten Job, aber eben nur
im Rahmen ihrer allzu bescheidenen Möglichkeiten.
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