Mallorca. 16. Dezember – Jaume Crespí reichte es am Montag
endgültig. Aus Angst, das Gericht könne ihn erneut zu
Strafzahlungen wegen Missachtung eines Gerichtsbeschlusses
verurteilen, nahm der Bürgermeister von Deià höchstpersönlich den
Schlagbohrer in die Hand, um mit dem Abriss des ersten Hauses in
Llucalcari zu beginnen. Zusammen mit sechs Arbeitern der von der
Gemeinde beauftragten Firma Tragsa begann der Alkalde am frühen
Morgen, Dachziegel abzutragen, Fenster- und Türrahmen zu
demontieren und erste Innenwände einzuschlagen. Die
wiederverwendbaren Materialien würden gelagert. Mit schwerem Gerät
könne man erst an die Häuser gelangen, nachdem mehrere Bäume
gerodet würden.
"Morgen endet die Frist zum Beginn des Abrisses", erklärte Jaume
Crespí am Montag vor Journalisten. "Da aber von der Inselregierung
noch immer die Unterschrift zur Übernahme eines Drittels der
Abrisskosten fehlt, haben wir den Start nun selber in die Hand
genommen."
Hintergrund der Aktion ist ein Urteil des Obersten Balearischen
Gerichtshofes (TSJB), in dem zuletzt 2005 der Abriss der vier mit
illegal erteilten Genehmigungen erbauten Villen verfügt wurde.
Kläger war vor mehr als 20 Jahren der balearische Umweltverband GOB
gewesen, der nachweisen konnte, dass die Baugenehmigungen auf der
denkmalgeschützten Finca Can Simó Ende der 80er Jahre von der
Inselregierung ohne den notwendigen "Plan de Protección
Territorial" (Landschaftsschutzplan) erteilt worden waren.
Laut Urteil müsste die Gemeinde Deià allein für die Kosten des
Abrisses aufkommen, ein Grund, warum sich die Aktion bis jetzt
verzögerte und der Bürgermeister zuletzt mit persönlichen
Strafzahlungen für die Verschleppung des Abrisses haften sollte.
"Die Gemeinde hatte nicht die nötigen Mittel, wir waren deshalb
froh über die am 12. November unterzeichnete Einigung mit dem
Inselrat und der Balearen-Regierung, die besagt, dass jede Partei
ein Drittel der geschätzten 450.000 Euro Kosten übernimmt".
Gemeinde und Inselrat hätten die Mittel zur Beauftragung der
Abrissfirma bereitgestellt, die Anweisungen zur Zahlung von der
Inselregierung sei jedoch noch nicht erfolgt.
Da die Frist des Gerichtes jedoch am Dienstag ablief,
beauftragte Crespí im Namen der Gemeinde die Arbeiter, und legte -
als Zeichen des guten Willens - selbst mit Hand an. Während der GOB
den Beginn der Abrissarbeiten als Erfolg feiert, gab es für den
persönlichen Einsatz des Bürgermeisters auch Kritik: Die
Bürgerinitiative "Agrupació Deià" warf Crespí einen theatralischen
Auftritt nach jahrelanger Verschleppung des Urteils vor, während
die Umweltschutzpartei "Initiativa Verds" bezweifelte, dass die
Bauarbeiten der vergangenen Tage den gängigen Sicherheitsstandards
entsprächen. Jaume Crespí fürchtet unterdessen eine Prozessflut
gegen weitere Hausbesitzer, deren Baugenehmigungen unter ähnlichen
Bedingungen erteilt wurden.
Der deutsche Eigentümer der ersten Abrissvilla war in dieser
Woche nicht vor Ort. Zu künftigen Entschädigungsforderungen an die
Gemeinde wollte der Berliner keine Stellungnahme abgeben. Die
Grundstücke bleiben übrigens laut Jaume Crespí im Besitz der
Hauseigentümer. "Eine Enteignung hat nicht stattgefunden."
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