Die Weihnachtstage sind auf Mallorca
traditionell ein "Fest der vollen Bäuche". Das heißt, es wird im
Kreise der Großfamilie viel gegessen und getrunken, und zwar vom
Feinsten. Auf den Tisch kommen exklusive Speisen und Gerichte. Die
Rohstoffe hierfür sind Spitzenprodukte der balearischen Fischerei
und Landwirtschaft. Und da die Edelwaren zu den Stichtagen
nachgefragt werden wie sonst selten im Jahr, schießen deren Preise
in die Höhe.
Am besten lässt sich dieses börsenartige Auf und Ab an den
Lebensmittelmärkten der Insel beobachten. Auf dem Mercat Olivar in
Palmas Innenstadt etwa ziehen die Preise allmählich an, sie liegen
aber noch unter den Höchstwerten, wie sie erfahrungsgemäß in den
letzten Stunden vor dem Fest zu erwarten sind.
Bei einem Rundgang durch die Fischhalle im Olivar-Markt lagen
die Preise für die Sóller-Garnelen der Extraklasse diese Woche bei
55 bis 65 Euro pro Kilo. Kurz vor "Nochebuena", wie Heiligabend auf
Spanisch heißt, kann das "rote Gold des Meeres" mitunter 120 Euro
pro Kilo wert sein.
Die kleinen Exemplare dieser Gamba-Delikatesse (siehe auch
nebenstehenden Artikel) lagen Mitte der Woche bei 30 bis 40 Euro.
Warum sind die großen Exemplare dieser Garnelen viel teurer als die
kleinen? Schmecken sie besser? Oder liegt es daran, dass man bei
den Bananen-dicken Jumbos weniger "Krabben-Pulen" muss? Nein, klärt
der Verkäufer auf, Groß und Klein, das schmecke gleich. Aber: "Die
großen Exemplare sind einfach sehr selten."
Gefragt sind in den Tagen vor dem Fest auch Hummer und
Langusten. Francisca Mir bietet an ihrem Stand lebende Exemplare
an. 28 Euro das Kilo kostet Hummer aus Kanada, 42 Euro jener aus
den Gewässern der nordwestspanischen Region Galicien. Der Grund für
den Preisunterschied: der spanische Hummer sei deutlich
schmackhafter als sein Kollege aus Übersee. Die Preise für die
Mittelmeer-Languste lagen ähnlich hoch, bei 42 Euro. Zackenbarsche
("Mero"), ein beliebter Weihnachtsfisch, kostete 32 Euro das
Kilo.
Dass die Preise für Meeresfrüchte in den kommenden Tagen noch
anziehen werden, das ist für die Fischverkäuferin so sicher wie das
Amen in der Kirche. Nur wie groß die Teuerungsrate ausfallen wird,
das konnte auch Francisca Mir nicht sagen. "Das hängt von vielen
Faktoren ab, nicht allein von der Nachfrage, die sich in den
Weihnachtstagen mehr als verdoppelt." Beeinflusst werde die
Preisentwicklung auch vom Wetter und davon, ob die Fischer auf
hoher See ihrer Arbeit nachgehen können. "Um Weihnachten herum ist
es meist stürmisch. Die Fangmengen fallen klein aus, und die
Nachfrage nimmt wegen der Festtage zu. Da kommt alles
zusammen."
Kein mallorquinisches Familienfest an Weihnachten ohne
Spanferkel. Anders als in Deutschland werden an den Fleischständen
der Markthalle ganze Jungtiere verkauft. Rosa und ausgenommen wie
sie sind, scheinen die sogenannten "lechonas" noch im Tod
freundlich zu lächeln. Derzeit sind für die Leckerhappen 65 bis 70
Euro zu zahlen. "Das Jahr über liegt der Preis bei 50, 55 Euro",
sagt Rafael Sastre. Schon sein Urgroßvater war Schlachter und
Metzger, in Andratx. Heute betreibt der Familienclan mehrere
Verkaufsstände in der Markthalle. Werden die Schweine-Preise bis
Heiligabend weiter steigen? Davon sei auszugehen, sagt der Mann.
Von daher gebe es Kunden, die sich schon jetzt mit Fleisch
eindeckten und es einfrören. Das gelte auch für den traditionellen
Truthahnbraten. Die gerupften Exemplare kosteten derzeit fünf bis
zehn Euro pro Kilo, Tendenz steigend.
Ist Weihnachten neben dem Fest der vollen Bäuche also auch eines
der klingenden Kassen, zumindest bei den Lebensmittelhändlern?
"Glaub das mal nicht", sagt Rafael Sastre. Die Händler müssten die
Waren selbst teurer einkaufen, um sie dann wieder zu verkaufen.
"Die Gewinnmarge ist dabei vielleicht sogar geringer als sonst im
Jahr." Und wer sich verkalkuliere, habe das Nachsehen. Denn just
nach den Festtagen gehe es mit den Preisen für die Lechonas wieder
rapide bergab. Das ist dann wohl der Schweinezyklus an der
Lebensmittelbörse.
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