Das Thema ist emotionsgeladen: An der Jagd scheiden sich die
Gemüter. Hier die leidenschaftlichen Anhänger eines archaischen
Triebs, dort Moralapostel, die den Jägern niedere Instinkte
vorwerfen. Und auf Mallorca kommt noch eine zweite Gruppe von
Jagdgegnern hinzu: die der Fincabewohner, die sich über
Lärmbelästigung aufregen und um das Leben ihrer frei laufenden
Katzen fürchten.
Wie in allen Kulturlandschaften stellt sich auch hier nicht nur
die Frage nach Moral und Ethik, sondern nach Notwendigkeiten:
Sorgen die Hobbyjäger nicht für eine Regulierung des Wildbestands,
müssen Profijäger engagiert werden, um Wildschäden in Grenzen zu
halten. Die Natur kanns alleine nicht mehr regeln, der Mensch muss
es richten. Selbst untereinander machen sich die verschiedenen
Wildarten in ihrem begrenzten Lebensraum Konkurrenz, wie am
Beispiel der einheimischen wilden und der verwilderten Ziegen zu
beobachten ist. Will man die autochthone Ziegenart erhalten, müssen
die überhand nehmenden „forasters” erlegt werden. Das macht man auf
Mallorca hin und wieder durch „Reduzierungsaktionen” mit Profis im
großen Stil. Denn für Hobby-Waidmänner ist die Hatz auf die
massenhaft vorkommenden verwilderten Ziegen offenbar längst nicht
so attraktiv wie einen seltenen einheimischen Bock zu schießen:
weil der unter Jägern als anerkannte fette Beute gilt. Logisch ist
das nicht. Und ökologisch schon gar nicht.
Was die Klagen der Fincabesitzer anbelangt, haben sie sicher in
einem Punkt recht: Gerade auf so engem Raum wie einer Insel müssen
die Jäger peinlich genau auf die Einhaltung der Jagdbestimmungen
achten. Also: Distanzen einhalten und Plastikhülsen und sonstigen
Abfall wieder mitnehmen! Eine generelle Ablehnung der Jagd – wenn
sie denn richtig betrieben wird – aus moralischen Gründen kann man
allenfalls unter strengen Vegetariern gelten lassen. Ansonsten
richtet ein Hasenbraten gewiss weniger Leid an als ein Schnitzel
aus dem Supermarkt.
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