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Auf das Klingeln öffnet sich nicht etwa die Tür, sondern nur eine drehbare Klappe. Die Nonnen des Klosters Santa Clara bekommt der Besucher normalerweise nicht zu Gesicht, außer zurzeit: zu den geführten Rundgängen der Stadt Palma (siehe folgende Seite). Aber auch dabei sind die frommen Schwestern im Verkaufsraum für ihre Süßigkeiten hinter einem Gitter verborgen. Gesprochen wird nur das Nötigste. Wer hierher kommt, um Süßigkeiten einzukaufen, grüßt respektvoll mit "Ave María Purísima".

Santa Clara ist das älteste von insgesamt fünf Nonnenklöstern in Palma. In drei der "Conventos" leben die Nonnen: die Klarissinnen in Santa Clara, die Augustinerinnen in Santa Magdalena und die Kapuzinerinnen in Puríssima Concepció de Monges Caputxines - in strikter Klausur. Keine der Frauen darf das Kloster verlassen, Besuche sind nur unter strikten Vorkehrungen möglich. Davon zeugt das Besuchszimmer, wo Nonne und Besucher bis heute durch ein Gitter voneinander getrennt sind.

Drei Jahre nach dem Tod der Heiligen Klara im Jahr 1253 legte der erste Bischof von Mallorca, Ramón Torella, den Grundstein zu dem Bau, der 1260 fertiggestellt wurde. Die erste Äbtissin war Catalina Berenguer, die bereits ein Klarissinnen-Kloster in Tarragona geleitet hatte.

Seit 1260 hatte das Kloster in ununterbrochener Folge - es ist seit der Gründung bis heute bewohnt und bewirtschaftet - eine oft große Zahl von Nonnen, die den strengen Ordensregeln, Klausur, Gebet und harte Arbeit, folgten. Heute sind es noch 15 Ordensschwestern, die sich mittlerweile fast ausschließlich der Pflege ihrer alt gewordenen Mitschwestern widmen. Und der Weihnachtsbäckerei. Einnahmen haben die Klarissinnen daher kaum. Sie leben weitgehend von Spenden und vom eigenen Gemüsegarten. Und von der Mitgift, die jede Nonne bei Eintritt einbringen muss. Immerhin traten in der Vergangenheit oft die nicht verheirateten Töchter der noblen Familien Mallorcas in das Kloster ein. Heute kommen viele der Novizinnen aus dem Ausland, vor allem aus Südamerika.

In der Kirche Santa Clara singen und beten die Nonnen jeden Nachmittag gegen 15.30 Uhr hinter dem Altargitter zur Ehre Gottes und der Heiligen. Ein rührendes Zeichen von Frömmigkeit, das in absolutem Gegensatz zur schnelllebigen Welt, zur Hektik unserer Zeit steht.

Das Kloster Santa Magdalena - auch hier leben 15 Ordensschwestern abgeschirmt, wenn auch nicht so streng wie in Santa Clara - liegt in Palmas Unterstadt. Im Kloster kommt man zunächst in einen wunderschönen gotischen, zweistöckigen Kreuzgang, eine architektonische Besonderheit; der Lärm der Stadt ist hier ganz fern, obwohl die Vía Roma hinter den Mauern liegt. Hier lebte und wirkte die Inselheilige Santa Catalina Thomas. Ihr Standbild schmückt den Kreuzgang.

Zu sehen sind der historische Refektoriumssaal und die alte Küche, perfekt eingerichtet mit jeder nur möglichen Art von historischen Küchenutensilien, auch wenn heute die Plätzchen für den Verkauf in einer neuen, modernen Küche gebacken werden.

Der Klosterbau war ursprünglich ein Hospital, gegründet 1230. Im 14. Jahrhundert wurde das Gebäude erweitert; seit 1533 leben hier Nonnen, die den Regeln des Heiligen Augustinus folgen.

Das Kloster der Kapuzinerinnen, Puríssima Concepció de Monges Caputxines, gegründet 1662 durch Teresa Ponce de León, birgt kunstgeschichtliche Schätze: Historische Krippenfiguren. Die Älteste, El Belén Monumental, stammt aus dem Gründungsjahr. Alleine die Figuren von Maria und Josef sind mehr als einen Meter hoch. Sie wurden vor einigen Jahren "eingekleidet", dank der fachlichen Beratung der Kunsthistorikerin Magdalena Vidal. Sie nutzte für ihre Arbeit Stoffreste, die die Nonnen des Klosters seit Jahrhunderten aufbewahrt hatten. Die Herstellung von liturgischen Gewändern hat eine jahrhundertelange Tradition im Kloster. Bis heute widmen sich die Nonnen auch der Reinigung von besonders delikater und kostbarer Kleidung.

Weitere kleinere Krippen stammen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, sind teils aus Holz, teils aus kunstvoll ausgeschnittenem Karton. Die Holzfiguren tragen alle mallorquinische Trachten aus verschiedenen Regionen der Insel. Andere Figuren sind aus Ton, kunstvoll bemalt. Einige der Krippen sind in liebevoll gestalteten Höhlen untergebracht, aus Holz geschnitzt oder aus Pappmaché geformt.

Die Kapuzinerinnen haben ein striktes Armutsgelübde abgelegt. Eine Mitgift bei Eintritt ist nicht nötig, was den Erhalt erschwert. Es ist ein karges Leben, aber offenbar auch ein gesundes. Im Juni dieses Jahres feierte Schwester Encarnació ihren 100. Geburtstag. Sie ist die einzige Nonne auf Mallorca, die jemals mehr als 80 Jahre in ein und demselben Kloster gelebt hat. Es wird erzählt, dass die Tomaten aus dem Klostergarten für ein langes Leben förderlich sind.

Während die Klarissinnen und Augustinerinnen vor allem Süßigkeiten zubereiten, ist man im Kloster der Kapuzinerinnen mehr auf sauer Eingelegtes spezialisiert. Etliche Gerätschaften, die in einem Raum wie in einem kleinen ethnologischen Museum angeordnet sind, zeugen davon. Dort ist aber auch ein Topf zu sehen, in dem die heiße Schokolade speziell für den Kaplan bereitet wurde, und ganz kleine Schüsseln, die nur für die weihnachtliche Mandelmilch genutzt wurden.

Klöster sind mehr als religiöses Leben. Sie sind ein Kompendium der Erinnerung. In ihren Mauern werden neben Gebet, Liturgie und Einkehr auch Kunst, Kultur, Brauchtum, Geschichte gepflegt.

KLÖSTER UND RUNDGANG „Sabores de Navidad – Genießen Sie Weihnachten”- Geführte Rundgänge zu Klöstern und Konditoreien in Palma in deutscher Sprache:
Samstag, 11., und Montag, 13. Dezember, jeweils um 10.30 Uhr. Donnerstag, 16. Dezember, um 16 Uhr. Treffpunkt: Plaça Cort, gegenüber vom Rathaus, am Olivenbaum. Anmeldung: Consellería de Turisme, Palma, Carrer Montenegro, 5. Von Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr, Tel.: 971-720720 oder 636-430000. 10 Euro. Dauer 2 bis 2'5 Stunden. Teilnahme nur mit Anmeldung.

Kapuziner-Kloster „Els Betlems de les Caputxines”, Palma, Carrer Caputxines 12. Die Krippen können vom 18. Dezember bis zum 6. Januar täglich außer dem 24. Dezember und dem 1. Januar von 11 bis 14 und von 17 bis 20.30 Uhr besichtigt werden.

Convento de Santa Clara, Carrer de Fonollar 2, ist täglich geöffnet von 9 bis 12.30 Uhr und von 16.15 bis 18.10 Uhr. An der Tür hängt eine Liste mit den Süßigkeiten des Klosters. Zu Weihnachten ist das Angebot besonders groß.

Convento de Santa Magdalena, Plaça de Santa Magdalena 4, geöffnet täglich von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 16.30 bis 17.15 Uhr.