Die ersten Prototypen hatten noch einen Nachteil: Sie stanken ziemlich nach Schwein“, sagt Tomeu Horrach und amüsiert sich selbst köstlich darüber, „das ist natürlich unpraktisch bei einem Produkt, das man zum Duschen verwenden soll.“ Mittlerweile haftet den runden Seifenstücken aus seiner Werkstatt ein starkes Aroma nach dem ätherischen Öl von Lavendel und Rosmarin an, das den Körper gleichermaßen desodoriert, angenehm parfümiert und sowohl antiseptisch als auch durchblutungsfördernd wirkt. Das Besondere an den Seifen des 32-Jährigen aus Inca: Sie sind zu großen Teilen aus Schmalz („manteca“) des Schwarzen Schweines gefertigt. „Das Schmalz ist stark rückfettend, nährt die Haut und bewahrt ihre Feuchtigkeit“, erklärt Horrach die Vorzüge der ungewöhnlichen Waschstücke – die vor allem auf die vielen ungesättigten Fettsäuren zurückzuführen seien, die die „manteca” des Schwarzen Schweins deutlich von normalem Schweineschmalz unterscheide. Eine Eigenschaft, die das Schmalz nie richtig hart werden lässt – und Horrach so manches Mal vor eine Geduldsprobe stellte: Drei Jahre lang bastelte er in seiner kleinen Werkstatt in einer Finca bei Felanitx an seiner kalt angerührten Rezeptur. Heute fertigt er die handgearbeiteten Seifen aus Schmalz (31 Prozent), Olivenöl (25 Prozent), Kokosnussöl (18 Prozent), Palmöl (14 Prozent), Sonnenblumenöl (zwölf Prozent) und einer Prise Bienenwachs: „Diese Mischung hat die pflegende Wirkung des Schmalzes, schäumt aber gleichzeitig auch angenehm wie eine herkömmliche Seife.“ Das Herstellen von Seifen aus dem Schmalz des Schwarzen Schweins war noch bis vor 50, 60 Jahren ein auf der Insel weit verbreiteter Brauch. „Aus den Schmalzresten im Topf stellten die Frauen nach jedem Schlachtfest Seife her – allerdings nicht zur Körperpflege, sondern zum Wäschewaschen oder der Reinigung im Haushalt.“ Schmalz des Schwarzen Schweines – die weiße Rasse gab es damals auf der Insel überhaupt nicht – war auch sonst eine wichtige Ressource im mallorquinischen Alltag: Zugriff auf Olivenöl hatten damals nur die Bauern der Tramuntana. Alle anderen benutzten Schmalz statt Öl: Zum Braten, Frittieren, zur Herstellung von Sobrassadas und Ensaimadas. Bei Letzteren steckt „Saïm“, das mallorquinische Wort für Schmalz, sogar bereits im Namen – bis heute wird das Gebäck in Schmalz ausgebacken. Allerdings stammt dieses mittlerweile immer vom weißen Schwein. Doch auch hier gibt es Bestrebungen, wie die von Tomeu Horrach, der einstigen Bedeutung der „manteca” des Schwarzen Schweines wieder mehr Nachdruck auf der Insel zu verleihen: Vor Kurzem wurde bei einer Ensaimada-Verkostung durch deren örtlichen Regulierungsrat auch eine Variante gereicht, die in „manteca de cerdo negro“ ausgebacken wurde. „Die Textur ist dadurch ganz anders. Das gibt dem Ganzen einen vollen, satten Geschmack, nicht nach Fett, sondern es unterstreicht das Eigenaroma“, erklärt Jaime Jaume, Techniker am Institut für Tierbiologie der Balearen, der sowohl die Schmalzexperimente bei der Ensaimadaherstellung als auch bei der Seifenproduktion unterstützte. „Es ist wichtig, dass wir diese hochwertige natürliche Ressource, die wir so viele Jahrhunderte auf der Insel geschätzt haben, wieder neu entdecken können“, betont Tomeu Horrach sein Anliegen, mit den Seifen das Schweineschmalz wieder populärer zu machen. Seine Seifen vertreibt er über die „Herbolari des Pla“ in Sineu – das Stück kostet zwischen vier und fünf Euro.
Schmalz auf unserer Haut
Bis noch vor rund 50 Jahren wurde das hochwertige Fett des Schwarzen Schweins auf Mallorca zum Waschen, Kochen und Backen eingesetzt – dann ging dieser Brauch verloren. Jetzt gibt es immer mehr Bestrebungen, dieser alten Ressource wieder zu neuen Ehren zu verhelfen – zum Beispiel in Form von hautfreundlichen Seifen
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