Vergangene Woche noch hatte die
Gerüchteküche kolportiert, Margarita Nájera, Direktorin des
städtebaulichen Konsortiums zur Aufwertung der Playa de Palma,
würde entnervt ihren Job hinschmeißen. Sie galt als Vertreterin der
harten Linie, was den Wandel der in die Jahre gekommenen
Tourismusmeile betrifft. Ihre Chefin, die Konsortiumspräsidentin
und balearische Tourismusministerin Joana Barceló, fuhr dagegen die
weichere Linie abseits möglicher Konfrontationen. Barceló wusste
sich einig mit dem balearischen Ministerpräsidenten Francesc
Antich, der bereits Anfang November auf der britischen Reisemesse
WTM - einer neuralgischen Zusammenkunft der Tourismusindustrie der
Inseln - verkündet hatte, dass lediglich jene Sanierungsvorhaben
realisiert werden, bei denen Konsens vorherrsche. Die
umstrittensten Maßnahmen - mit einem Abriss von Wohnblöcken und
einem ganzen Straßenzug - seien vorerst ausgenommen. Damit legte er
die gravierendsten Maßnahmen des Integralplanes auf Eis. Indirekt
entzog Antich dem Amt von Nájera die Existenzberechtigung. Aus
ihrem Umkreis war zu hören, Nájera trage einen "entkoffeinierten"
Sanierungsplan nicht mit.
Ungeachtet der internen Differenzen präsentierten sich am Montag
Barceló und Nájera einhellig den Medien, um zu verkünden, was nach
Antichs Worten bereits bekannt war: Der städtebauliche
Sanierungsplan werde ausgesetzt. Die Dauer der Aussetzung konnte
Barceló nicht konkretisieren. Ziel müsse sei, sowohl das Vertrauen
der Bevölkerung als auch den politischen Konsens wiederzuerlangen.
Seitenhiebe auf die Konservativen blieben nicht aus: Vor allem der
Parteichef in Palma, José María Rodríguez, habe den im Sommer
unterzeichneten Konsens gebrochen und versucht, auf Kosten des
Sanierungsplans auf Stimmenfang zu gehen. Das Vorhaben sei
zusehends politisiert worden. Wie ein Schatten verdunkeln die
Regionalwahlen im Mai das Projekt.
Die Aussetzung des "Nájera-Plans", wie das Vorhaben in den
Medien mittlerweile bezeichnet wird, löste Wellen der Empörung aus.
Die Reaktionen reichten von "Rückschritt" und "verpasster Chance"
bis hin zu "Debakel" und "Irrsinn". Selbst der PP-Chef der
Balearen, José Ramón Bauzá (und Rodríguez-Widersacher), bedauerte
die Aussetzung. Die UM sprach von "Schande", die Linke von
"politischer Feigheit". Kritik kam von der Handelskammer, den
Unternehmensverbänden, dem Hotelverband. Der Anwohnerverein von
Arenal bedauerte die Verzögerung der Sanierung. Es schien, als ob
sich plötzlich jene Mehrheit zu Wort meldete, die das Projekt
bislang durch Schweigen unterstützt hatte, insbesondere nach dem
Protest jener Immobilienbesitzer, deren Häuser und Läden abgerissen
werden sollten.
Die Aussetzung des Sanierungsplans, so erklärten Barceló und
Nájera unisono, bedeute nicht, dass die Arbeit nun stillstehe. Zwar
ruhten jetzt die städtebaulichen Eingriffe, nicht jedoch die
Vorhaben zur Verbesserung der Infrastrukturen wie
Abwasserleitungen, Bürgersteige, Strandzugänge sowie die
Wärmeisolierung von einzelnen Pilotgebäuden. Allein für 2010 und
2011 seien Investitionen von 127 Millionen Euro vorgesehen. "Von
einem Stopp des Projekts kann keine Rede sein", sagte Ministerin
Barceló. Kommentatoren bemängelten indes, die einschneidende Reform
verkomme zu einer schlichten Renovierung.
Das Konsortium will Barceló zufolge die Zeit nutzen, um die 1335
Einwendungen gegen das Projekt zu bearbeiten und zu beantworten.
Sie sollen bei der Neuauflage des Vorhabens mitberücksichtigt
werden, wenn der politische Konsens wiederhergestellt sei.
Jubel über die jüngste Zwangspause im Fahrplan der Playa de
Palma zur künftigen "Copacabana Europas" kam von der Plattform der
Abrissgegner. Beim Applaudieren forderten sie zugleich den
Rücktritt von Nájera.
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