Entsetzen, Betroffenheit, Ungläubigkeit, Wut,
Unverständnis. Dies waren nur einige der Reaktionen in den
deutschsprachigen Kirchengemeinden auf Mallorca auf die Nachricht
über die Amtsenthebung des früheren katholischen Pfarrers auf der
Insel, Walter Eith.
Der Geistliche, der von Oktober 2007 bis Oktober 2009 die
katholische Seelsorge auf der Insel geleitet hatte, war in der
vergangenen Woche wegen Vorwürfen des Missbrauchs an Minderjährigen
vom Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst,
aufgefordert worden, seine Amtsgeschäfte bis zur Klärung der Fälle
ruhen zu lassen. Der beschuldigte Pfarrer, der zuletzt für die
Seelsorgeeinheit St. Jakobus Sulz-Dornhan zuständig war, hatte laut
der Diözese schon 2005 eingeräumt, sich Ende der 70er und Ende der
80er Jahre sexueller Übergriffe an Minderjährigen schuldig gemacht
zu haben. Neue Gespräche mit zwei Zeugen über Vorfälle aus den 80er
Jahren hätten den Bischof nun veranlasst, weitere Ermittlungen
gegen Eith einzuleiten.
Natürlich sei die Nachricht nach Bekanntwerden auch in der
Gemeinde thematisiert worden, sagt Eiths Nachfolger Pfarrer Dr.
Peter Wehr. Ein unerquickliches Kapitel, die gesamte katholische
Kirche befände sich ja zurzeit in einer äußerst schwierigen
Situation. „Ich habe im Gottesdienst am Sonntag die
Pressemitteilung des Bistums verlesen, ebenso aber den Brief des
Papstes an die irischen Priester, in dem der Heilige Vater
Gerechtigkeit, Hilfe für die Betroffenen und Maßnahmen ankündigt,
um künftig solche Missstände zu vermeiden.”
Viele Gemeindemitglieder seien über die Nachricht betreffend
Eith erschüttert gewesen, Anzeigen aus seiner Zeit auf der Insel
habe es aber nicht gegeben. Es habe auch niemand etwas gewusst.
„Die katholische Kirche ist in einer Krise, und sie braucht vor
allem eine bessere Kommunikation”, sagt Wehr.
Dass es hier in der Tat hapert, zeigt die Tatsache, dass das
katholische Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz,
die Walter Eith 2005 ins Ausland versetzte, nach eigenen Angaben
nichts von seiner Vorgeschichte wusste. „Das Bistum
Rottenburg-Stuttgart hat uns damals nichts über die Eingeständnisse
Eiths zu den früheren Vorfällen mitgeteilt, ebenso wenig wie über
die ultimative Abmahnung, die er 2005 von der Kirche erhielt”, sagt
Pressesprecherin Nina Schmedding. „Eigentlich hätten wir darüber
informiert sein müssen.” Das Bistum selbst hatte in der vergangenen
Woche zugegeben, seit 2005 von den Vorwürfe gegen Eith und seinen
Eingeständnissen Kenntnis gehabt zu haben.
Auch in der evangelischen Gemeinde blickt man mit Sorge auf den
Fall Eith wie auf die gesamte Situation der katholischen Kirche.
„Es wäre schlimm, wenn die Jugendarbeit in den Gemeinden unter dem
derzeitigen Klima des Misstrauens leiden würde”, sagt Pfarrer
Klaus-Peter Weinhold. „Eine Stärke der Kirchenarbeit ist gerade die
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Wir sind uns unserer
Verantwortung sehr wohl bewusst, und werden sorgfältig darauf
achten, Jugendfreizeiten und ähnliche Veranstaltungen sorgfältig
und transparent zu planen und durchzuführen.” Gute Personalpolitik
und Transparenz sei dabei enorm wichtig, um diese Arbeit fortführen
zu können.
Ungläubig und geschockt reagierte Günter Stalter von der
evangelischen Gemeinde auf die Nachricht über die
Missbrauchsvorwürfe: Man hätte die Seelsorge hier vorwarnen müssen
über Eiths Vergangenheit, da es aber keinen Kirchenvorstand gebe,
sei die Kontrolle der Personalpolitik schwieriger. Der langjährige
Veranstalter der Residententreffen hatte auch öfter Kontakt zum
katholischen Pfarrer. „Ich konnte es nicht glauben, was da gemeldet
wurde, aber ich kannte ihn auch nicht besonders gut.”
Anders ist dies bei Monika Abrines. Die Büroleiterin der
katholischen Seelsorge hat zwei Jahre lang eng mit Pfarrer Eith
zusammengearbeitet. „Ich habe ihn als ausgezeichneten Seelsorger
kennengelernt, als kompetenten Pfarrer, der sich für die Gemeinde
sehr eingesetzt hat”, bezeugt Abrines. Es sei eine menschliche
Tragödie, was sich nun abspiele. „Es ist natürlich ein delikates
Thema, aber wenn der Mann gestanden und bereut hat, was vor Jahren
geschehen ist, dann ist es schlimm, ihn zu verurteilen, bevor
weitere Untersuchungen erfolgt sind.”
Neues zu dem Fall konnte die Pressestelle des zuständigen
Bistums bisher nicht mitteilen. „Es laufen kircheninterne
Untersuchungen, die Staatsanwaltschaft ist nicht eingeschaltet”,
ließ Pressesprecher Thomas Broch am Montag verlauten.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.