Die Naturgewalten nagen an den Stränden der Insel, sagen die
einen. Bauprojekte und Touristenströme schaden den Playas viel
mehr, sagen die anderen. Recht haben wohl beide Seiten, und das
bedeutet: Das wertvollste Gut der Insel braucht Schutz. Dass die
Verantwortlichen dabei immer auf einer Gratwanderung zwischen
ökologischem Schaden und wirtschaftlichem Nutzen sind, macht die
Sache nicht einfacher.
Vor allem der Bauboom der 70er und 80er Jahre hat auf Mallorca
Strände verschandelt. Wer Fotos der Cala Rajada oder Cala Millor
vor 50 Jahren sieht, erkennt die Küstenstreifen kaum wieder. Aber
Forderungen, Betonpromenaden wieder abzureißen und diese Buchten
wieder zu „renaturieren”, sind ebenso müßig, wie rigoros gegen
Strandaufschüttungen zu wettern. Auf das richtige Maß kommt es an.
Wenn Winterstürme einen Sandstrand in eine Kieselbucht verwandeln,
gibt es für die Aufschüttung sicherlich gute Argumente. Im Falle
der Cala Agulla hingegen ist der erbitterte Kampf der örtlichen
Hoteliers wegen ein paar nackter Felsen zumindest für den Laien
unverständlich. Der Strand ist an einigen Stellen bis zu 50 Meter
breit, lohnt es sich da, die Zerstörung der Sandgrasbänke vor der
Küste zu riskieren? Noch weniger ist der Vorschlag des balearischen
Küstenschutzamtes „Demarcación de Costas” nachvollziehbar. Die seit
jeher steinige Cala Estellencs sollte durch Aufschüttung in einen
Sandstrand verwandelt werden. Das wurde vom Umweltministerium
glücklicherweise abgelehnt.
Tatsache ist: Mallorca gehört immer noch zu den schönsten
Strandparadiesen weltweit. Und zwar deshalb, weil hier alles
zusammenpasst: Das Wasser ist klarer als in der Karibik und wärmer
als die Nordsee. Die Strände fallen meist seicht ins Meer ab, es
gibt weder gefährliche Strömungen wie im Atlantik noch Sandstürme
wie an der spanischen Costa de la Luz. Auch nächtliche Partys an
Naturschutzstränden wie Es Trenc machen im Sommer einen Teil des
Zaubers dieser Insel aus. Wenn jeder Besucher „Strandschutz”
betreibt und seinen eigenen Müll einsammelt, wäre zumindest in
diesem Fall der Balanceakt zwischen Naturschutz und
Wirtschaftlichkeit vollbracht.
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