Es ist genau zehn Jahre her, da gab es auf
Mallorca so viele Mietwagen, dass die Balearen-Regierung ernsthaft
überlegte, eine Obergrenze einzuführen, um die Blechlawine auf den
Straßen der Inseln nicht weiter anwachsen zu lassen.
Schätzungsweise 50.000 der damals 600.000 gemeldeten Autos sollen
Mietwagen gewesen sein. Ihnen und ihren touristischen Fahrern wurde
vor allem in den Sommermonaten die Schuld zugeschrieben, Straßen zu
verstopfen und Staus zu produzieren. (Es handelte sich damals noch
um die Zeiten vor den ehrgeizigen Autobahn-Bauprojekten der
konservativen Regierung unter Jaume Matas 2003 bis 2007).
Der Vorstoß des Pacte-de-Progés-Verkehrsministers Josep Antoni
Ferrer zur Deckelung der Mietwagenflotte wurde seinerzeit nicht nur
von der Branche und der Opposition als „Dummheit” bezeichnet, er
erwies sich im Nachhinein auch als gar nicht notwendig. Denn die
Mietwagenflotte ist im Vergleich zu damals deutlich
geschrumpft.
Was mögliche Verbote nicht bewirken konnten, regelt die
Wirtschaftskrise von alleine: Die Zahl der Mietwagen wird sich
diesen Sommer im Vergleich zu vor zehn Jahren nahezu halbieren.
Konkret: 2008 wurden auf den Inseln noch rund 42.000 Mietautos
gezählt, 2009 sank deren Zahl um etwa 30 Prozent auf 30.000. Diese
Tendenz werde sich 2010 fortsetzen, schätzt Estanislao de Mata,
Präsident des Verbandes der großen Mietwagenfirmen (Baleval). Er
geht davon aus, dass in diesem Sommer nur mehr 30.000 bis 25.000
Wagen für Mieter bereitstehen. „Es wird vor allem im Juli und
August an Autos fehlen, aber das ist eigentlich jedes Jahr so.” Der
Grund für das Schrumpfen der Flotte sieht de Mata in der
Wirtschaftskrise und der geringeren Bereitschaft der Banken,
Kredite zu gewähren.
Aus diesem Grund können die internationalen Mietwagenkonzerne
weniger Neuwagen bei den Autoherstellern ordern. Der moderne
Fuhrpark falle dadurch kleiner aus. Von den älteren Autojahrgängen
seien ebenfalls keine Wagen vorhanden, weil diese bereits wieder an
die Hersteller zurückverkauft worden sein. „Die Zeiten, in denen
Mietwagen lediglich 80 bis 100 Euro pro Woche kosteten, gehören der
Vergangenheit an”, sagt de Mata. Er schätzt, dass die Preise sich
bei 180 Euro pro Woche einpendeln, in der Hochsaison Juli, August
aber auch 250 bis 300 Euro betragen werden. Der Verbandspräsident
rät für Urlaubswochen in der Hochsaison frühzeitig zu buchen,
Anlass für Panik sei aber keinesfalls gegeben.
Noch weniger dramatisch bewertet der Verband der kleinen
Mietwagenfirmen die Situation im Sommer. „Es wird genügend Autos
geben”, versichert Präsident Ramón Reus. Sein Verband mit 290
Firmen unterhalte rund 20.000 Wagen, die an keinerlei
Rücknahmeverträge mit den Herstellerfirmen gebunden seien.
Tagespreise von zehn bis zwölf Euro wie noch vor einem Jahrzehnt
werde es jedoch nicht mehr geben. Seine Preisprognose für 2010
sieht so aus: Im Mai und Juni kosten Mietwagen im Tagesschnitt 25
bis 30 Euro. Für Juli und August werden 45 bis 50 Euro berechnet
werden. Im September und Oktober sinkt der Preis dann wieder auf
rund 30 Euro.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.