TW
0

Statistisch gesehen muss man 15.000-mal fliegen, um einmal im Leben seinen Koffer zu verlieren. Doch die Realität, so scheint es jedenfalls, sieht anders aus und kann ein wahrer Albtraum sein. Der Reisende steigt aus dem Flugzeug, am Zielort rollen die Gepäckstücke vom Band – nur der eigene Koffer ist nicht dabei. Man steht im wahrsten Sinne des Wortes im Hemd da, meist nur mit spärlichem Handgepäck ausgestattet, hofft voller Bangen, dass der Koffer versehentlich auf dem falschen Förderband gelandet ist.

Genau das ist laut Fluggesellschaften in 99 Prozent der Anzeigen über vermisste Gepäckstücke übrigens der Fall. Koffer auf Abwegen tauchen in der Regel innerhalb der ersten 24 Stunden wieder auf, weil sie vom Kofferwagen fallen, auf einem anderen Band landen oder der Passagier am falschen Gepäckband gewartet hat.

Trotzdem sollte man wichtige Medikamente, Schmuck oder teure Kameraausrüstungen immer im Handgepäck verstauen, denn tatsächlich verschwinden jährlich weltweit Zehntausende Gepäckstücke auch einen Tag oder länger. In fünf Prozent dieser Fälle tauchen die Koffer gar nicht wieder auf. An den zuständigen „Lost-and- Found“–Schaltern der Fluggesellschaften am Airport (oft direkt in der Ankunftshalle) bilden sich fast täglich lange Schlangen von Reisenden, die nach der Landung Koffer, Kinderwagen, Rollstühle oder Surfbretter vermissen.

Das anschließende Prozedere ist bei allen Fluggesellschaften gleich: Zunächst muss man mit Flugticket, Gepäckaufklebern und Ausweis am Schalter – in Palma entweder direkt bei den Airlines (wie bei Air Berlin) oder am Schalter des Handling-Agents „Acciona“ (im Falle von Condor) – ein Suchformular, den sogenannten „Property Irregularity Report (PIR) ausfüllen. Anschließend bekommt der Fluggast eine „World-Tracer-Nummer“ zugeteilt, und kann den Stand der Suche damit auch selber jederzeit auf der Website www.worldtracer.aero verfolgen.

Nach Auskunft von Fluggesellschaften wie Air Berlin oder Condor ist dies auch direkt auf den Websites der Airlines möglich. Ist das Gepäck nicht am selben Tag auffindbar, sollte man sich bei seiner Airline umgehend über die Möglichkeit informieren, eine „Notausstattung“ einzukaufen. „Der Fluggast einer Chartergesellschaft kann sich in der Regel am ersten Tag das Nötigste an Toilettenartikeln kaufen, die später gegen Quittung komplett ersetzt werden, und etwas Kleidung, von der dann 50 Prozent erstattet werden“, erklärt Alexandra Calvi, Mitarbeiterin des Condor-Büros in Palma. Auch bei Air Berlin werden erste Notkäufe problemlos erstattet. „Wenn einer unserer Fluggäste in die unangenehme Situation kommt, sein Gepäck mit Verspätung zu erhalten, erstatten wir natürlich die erforderlichen Ersatzeinkäufe“, erklärt Pressesprecherin Diana Daedalow. „Pauschalbeträge kann man da nicht nennen, da jeder Vorgang auf Grundlage eingereichter Belege oder etwa auch dem Aufenthaltsort von uns individuell bearbeitet und reguliert wird.“

Linienflieger wie Lufthansa oder Air France erstatten ihren Kunden Pauschalbeträge pro Tag ohne Koffer, zahlen Vorschüsse bis 500 Euro oder verteilen Notfall-Kits mit Necessairesachen und T-Shirts.

Ist der Anzug für das wichtige Meeting verschwunden oder das Abendkleid zum Captain's Dinner auf der Kreuzfahrt, darf auch das auf Kosten der Fluggesellschaften neu angeschafft werden, allerdings immer – so heißt es – im angemessenen Rahmen. Ist das Gepäckstück aufgespürt, wird es dem Fluggast per Boten kostenlos nach Hause oder ins Hotel geliefert. Im Falle einer Kreuzfahrt kann der Passagier am nächsten Anlaufhafen seine Sachen wieder in Empfang nehmen.

Taucht der Koffer innerhalb von fünf Tagen nicht wieder auf, wird der Vorgang direkt an die Zentrale der Fluggesellschaft weitergegeben. Beim endgültigen Verlust sind die Airlines gemäß des Montrealer Abkommens von 2004 verpflichtet, dem Passagier für beschädigte oder verloren gegangene Gepäckstücke maximal 1203 Euro zu erstatten. Wer wertvolles Gepäck mit sich führt, kann vorher eine spezielle Gepäckversicherung abschließen. Nur so ist sichergestellt, dass der gesamte Wert erstattet wird. Das lohnt sich bei teurer Designerkleidung oder den handgenähten Schuhen. Schmuck, wertvolle Elektronik oder Bargeld sind davon fast immer ausgeschlossen.