Am Montag kam Mehmet Ali Agca frei – nach fast 29 Jahren in
italienischen und türkischen Gefängnissen. Nun wird spekuliert, ob
der Mann, der am 13. Mai 1981 Papst Johannes Paul II. in Rom
erschießen wollte und dies beinahe geschafft hätte, Bücher schreibt
oder sein Leben verfilmen lässt. Dann dürfte auch Mallorca die eine
oder andere Szene gewidmet sein. Denn von der Insel aus war Ali
Agca am 9. Mai 1981, also vier Tage vor dem Attentat, nach Rom
geflogen.
Details zu seinem Inselaufenthalt wurden bereits 1996 bekannt.
Damals erschien eine Biografie, die die italienische Journalistin
Anna Maria Turi nach langen Gesprächen mit Ali Agca verfasste.
Die Metalldetektoren an der Passkontrolle des Flughafens von
Palma schlugen an jenem 9. Mai an. Ali Agca erregte aber keinen
Verdacht – die Beamten der Guardia Civil fanden im Handgepäck des
Türken, der mit einem gefälschten Pass auf den Namen Faruk reiste,
nur eine Nagelschere.
Agca erzählte der Autorin, dass er am 24. April 1981 mit dem
Ziel nach Mallorca gekommen war, sich hier über seine Zukunft klar
zu werden. Sollte er den Papst ermorden oder Selbstmord
begehen?
Dieses Dilemma wollte der Türke angeblich auf der „Insel der
Ruhe” klären. Doch der spätere Attentäter war den Werbeprospekten
auf den Leim gegangen. „Ich fand auf Mallorca nicht das Land der
Ruhe. Im Gegenteil, es war Hetze und Geschäftigkeit, die mich die
zwei Wochen begleiteten, die ich auf Mallorca war”, hat Agca der
Journalistin in die Feder diktiert.
„Die angebliche Insel der Ruhe war ein Dschungel aus Zement, ein
Produkt des Massentourismus, des Geschäftslebens und des
Konsumrausches. Ich konnte kaum klare Gedanken fassen und musste
doch eine Entscheidung fällen”, klagte Agca. „Nur in den
Abendstunden konnte ich etwas zur Ruhe kommen. Ich wohnte im Hotel
,Flamboyan' in Magaluf, saß auf der Terrasse und trank ein Glas
Milch. Oder ich ging an den Strand, wenn ich einmal ganz allein
sein wollte.“
Agca kam zunächst beim Nachdenken über sein Leben nicht recht
voran. „Eines Abends aber wurde mir alles klar. Ich stand am Meer,
schaute auf die Wellen und sagte mir: ,Wenn du dich jetzt
ertränkst, wirst du in ein paar Tagen vergessen sein. Sie werden
dich nicht einmal unter deinem richtigen Namen beerdigen, weil du
mit falschem Pass reist.' Ich hatte meine Entscheidung getroffen”,
so seine Aussage im Buch.
„Ich beschloss, den Papst zu erschießen, weil mich dann die
Menschheit in bleibender Erinnerung behalten wird.”
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