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Ein hundert Jahre altes Eisenrad, das früher als Wagenrad am Karren der Eremiten diente, bildet den Rahmen für sieben Symbole von Religionen, die auf Mallorca gelebt werden: Christentum, Judentum, Islam, Bahai, Taoismus, Hinduismus, Buddhismus. „Uno en la diversidad” (Das Eine in der Vielfalt): Dieses Motto der Einweihungsfeier mit 200 Gästen im Garten des Klosters Sant Honorat auf dem Berg Randa markiert im Sommer 2007 den Beginn des „Diálogo Interreligioso de Mallorca”. Initiator ist der katholische Pater Miquel Mascaró, damals Leiter des dortigen Klosters. Kurz darauf wird er als Vorstand des Klosters La Real nach Palma abberufen. Hier findet seither jeden Monat der „Interreligiöse Dialog” statt. Erklärtes Ziel: „Gemeinsam voranschreiten im Reichtum des spirituellen Lebens – trotz der Unterschiede, die uns trennen.”

Dass das alles andere als leicht ist, zeigt schon die Gründungsfeier: Das Wort „Gott”, das nicht bei allen teilnehmenden Religionen vorkommt, darf im zu verlesenen Manifest nicht vorkommen. Dennoch sind sich nicht nur die Teilnehmer einig, dass die Initiative, gerade auf der Multi-Kulti-Insel Mallorca, ein zukunftsweisendes Projekt ist. „Wir brauchen den Dialog, um uns über alle Grenzen hinweg zu gemeinsamen Werten zu bekennen, die ein menschenwürdiges Leben für alle und unser friedliches Miteinander auf diesem Planeten sichern”, so Miquel Mascaró.

Eine Ansicht, die Peter Wehr unterstreichen kann. Der katholische Pfarrer, der in diesen Tagen seinen Dienst auf Mallorca antritt, erlebte seine eigene Religion in Istanbul, wo er fünf Jahre eine Gemeinde leitete, als „eine sehr bedrängte”. Auch die kürzliche Schweizer Volksinitiative „Gegen den Bau von Minaretten” heizte die Diskussion neu an. Zwar „respektiert” der Schweizer Bundesrat den Entscheid zwangsläufig, lässt aber keinen Zweifel daran, dass ein Verbot der Errichtung neuer Minarette kein taugliches Mittel im Kampf gegen extremistische Bestrebungen sei: „Der Dialog zwischen religiösen und gesellschaftlichen Gruppierungen ist weiter zu verstärken. Unabdingbare Voraussetzungen dafür sind Respekt und Aufgeschlossenheit gegenüber Andersdenkenden.”

Wozu für Mascaró neben den religiösen Traditionen auf Mallorca auch Gruppierungen gehören, die sich ernsthaft auf die Suche nach spirituellen Lösungen für die Probleme unserer Zeit begeben: „Niemand hat ein Monopol auf Gott. Gemeinsame Ziele wie Frieden, ökologisches Denken, Solidarität und Gerechtigkeit stehen im Vordergrund.”

In die Abschaffung trennender Grenzen bezieht Miquel Mascaró daher auch den Gottesbegriff ein, der in den direkten Alltag der Menschen hineingetragen werden müsse. Vom Menschen reden sei von Gott reden, und von Gott reden sei vom Menschen reden. Dazu gehöre eine religionsübergreifende Ethik, die den Menschen zum Herzstück ihrer Inhalte macht: „Was wir brauchen, ist eine Humanisierung unserer Gesellschaft.”

Um die Öffnung nach außen weiter voranzutreiben, soll der „Interreligiöse Dialog” ab 2010 auch an der Universität Palma stattfinden (erster Termin: 14. Januar). Bei Round-Table-Gesprächen werden Studierende und Interessierte in die Diskussion einbezogen. Denn, so Miquel Mascaró: „Es geht uns nicht um das praktische Leben.”