Den Balearischen Inseln steht ökonomisch ein extrem frostiger
Winter ins Haus. Das gemeinsame Institut für Wirtschaftsforschung
der Sparkasse Sa Nostra und der Balearen-Universität (CRE) rechnet
mit einer Rekordarbeitslosigkeit samt 100.000 Registrierten; eine
Zahl, die bislang als nahezu unvorstellbar galt.
Wirtschaftsminister Carles Manera prognostiziert für 2010 ein
Schrumpfen der Konjunktur um minus 1'5 Prozent, deutlich stärker
als dies spanienweit mit minus 0'3 Prozent vorausgesagt wird. Eine
leichte Besserung werde sich erst im Sommer 2010 einstellen, falls
die Wirtschaft in den touristischen Quellmärkten Deutschland und
England wieder deutlich Wachstum zeige. Dann könne die touristische
Saison besser werden als 2009. Doch „grüne Triebe”, jener in der
spanischen Wirtschaft sprichwörtlich gewordene Ausdruck für ein
Anspringen des Konjunkturmotors, konnte Manera auch für das
kommende Jahr nicht ausmachen.
Nach den Worten des Ministers wird das Brutto-Inlandsprodukt der
Inseln 2009 einen Rückgang von minus 2'9 Prozent betragen (2008:
plus 1'2).
Diese Prognosen werden auch vom CRE-Forschungszentrum geteilt.
„Kein einziger Wirtschaftssektor zeigt Anzeichen einer Besserung”,
sagte CRE-Direktor Antoni Riera, „wir passieren den schlechtesten
Zeitpunkt der balearischen Wirtschaft.”
Unterdessen bekommen Arbeitslose die Härte der gegenwärtigen
Situation zu spüren. Die Arbeitsämter waren zu Novemberbeginn
derart überrannt, dass die Neu-Erwerbslosen sich bis zu einem Monat
gedulden müssen, um ihre Anträge auf Arbeitslosengeld stellen zu
können. Ein Betroffener, über dessen Fall „Ultima Hora” berichtete,
erhielt als frühesten Termin den 2. Dezember genannt. Das bedeutet,
dass der Mann, der seit November ohne Arbeit ist, erst zum 10.
Januar mit Geld vom Amt rechnen kann.
Nach Angaben des Leiters der Arbeitsämter auf den Balearen
bedienen die 212 Mitarbeiter täglich 300 bis 750 Behördenbesucher.
Zum Monatsbeginn am 3. November, nach dem Allerheiligen-Feiertag,
seien es 1000 und 1500 Antragsteller gewesen.
Die Zahl der Arbeitslosen war im Oktober um 9567 Neuzugänge auf
den neuen Rekord von 81.683 gestiegen. Erstmals wurde die Schwelle
von 80.000 Registrierten überschritten. Zu den offiziell gemeldeten
Arbeitslosen kommen rund 45.000 „fijos discontinuos”,
Saisonbeschäftigte mit Festanstellung, die im Winter
Arbeitslosengeld erhalten, aber nicht in die Statistik einfließen.
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