Der Bau von Golfplätzen wird auf
Mallorca höchst kontrovers diskutiert. Hier die Ökonomen, die auf
die Bedeutung der Anlagen für den Tourismus hinweisen, dort die
Ökologen, für die Golf schlicht der falsche Sport auf einer
wasserarmen Insel ist.
In Campos kämpfen Unternehmer seit nunmehr 18 Jahren um einen
Golfplatz auf dem Gelände von Son Baco. Und die politische
Auseinandersetzung wird immer härter, nimmt geradezu groteske Züge
an. Vor zwei Wochen löste der Streit eine Regierungskrise im
Inselrat aus, die auch die Balearen-Regierung zu erfassen drohte,
jetzt sprengt Son Baco das Parteienbündnis, das Campos regiert.
Mehr noch: Son Baco könnte der gebeutelten PP-Opposition im
Balearen-Parlament zu einem wichtigen Punktsieg über das
Regierungsbündnis verhelfen. Wobei viele Beobachter der Überzeugung
sind, dass die Schlacht um Son Baco nur ein Stellvertreterkrieg für
grundlegende Meinungsverschiedenheiten zwischen den regierenden
Parteien ist.
Aber der Reihe nach: Schon als vor gut zwei Wochen die
Abgeordneten der Unió Mallorquina (UM) die gemeinsame
Inselrats-Regierung mit PSOE und Linksbündnis Bloc verließen, ging
es unter anderem um den Golfplatz, den sowohl UM-Bürgermeister
Guillem Ginard in Campos als auch Parteifreund Miquel Nadal, seines
Zeichens Tourismusminister der Balearen, für unabdingbar für die
weitere Entwicklung der Gemeinde halten.
Doch als Ministerpräsident Francesc Antich Konsequenzen für die
Balearen-Regierung ankündigte, kehrten die abtrünnigen UM-Inselräte
wieder zurück. Zwar wurden ihnen Zugeständnisse gemacht, doch eine
dicke Kröte mussten sie schlucken: das Nein zu Son Baco, das vor
allem für den Bloc nicht verhandelbar war. Der Bloc ist ein
Zusammenschluss aus der linksnationalistischen PSM, der Vereinigten
Linken und den Grünen.
Doch die Unterhändler hatten die Rechnung ohne den UM-Alkalden
von Campos gemacht. Außer sich vor Wut über das
Verhandlungsergebnis in Palma, kündigte er einen Alleingang pro Son
Baco an - und seinen PSM-Regierungsgenossen im Gemeindeparlament
die Zusammenarbeit auf. Das Verhältnis zwischen UM und den
Linksnationalisten ist so zerrüttet, dass auch in anderen Gemeinden
der Bruch droht - in Pollença wurde er schon vollzogen, wenn auch
aus anderen Gründen.
Aber Son Baco zieht noch weitere Kreise: Jetzt richtet sich das
Augenmerk wieder auf das Balearen-Parlament, wo am Donnerstag eine
heikle Abstimmung stattfindet. Die UM hatte ihren Antrag auf
Genehmigung von Son Baco gemäß des jüngsten Verhandlungsergebnisses
zurückgezogen, jetzt springt jedoch die oppositionelle PP auf den
Zug auf. Sie will, so der Stand bis Redaktionsschluss, Son Baco
durchdrücken und der Regierung Antich damit eine ordentliche
Schlappe bereiten. Heikel dabei: Die PP benötigt dazu die Stimme
des ehemaligen UM-Abgeordneten Bartomeu Vicens, dessen
Parteimitgliedschaft ruht, da er in einen Korruptionsskandal
verwickelt ist. Als Vicens in früheren Abstimmungen der Regierung
zur knappen Mehrheit verhalf, scholt die PP dies als "Stimme der
Korruption". Nun will sie sich zwar ebenfalls der "kontaminierten
Stimme" bedienen, sieht das aber in einem höheren Sinne: "Wenn
unsere Eingabe Erfolg hat, ist das der Triumph des Guten über das
Böse", sagte ein Sprecher. Und da sage noch einer, Golfen sei nur
ein Spiel.
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