Das Sinfonieorchester der Balearen "Ciutat de Palma" feiert in
diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Und vor ziemlich genau zehn
Jahren fand in Palma eine Ausstellung "50 Jahre Sinfonieorchester"
statt, die den Anspruch erhob, ein halbes Jahrhundert
mallorquinische Musikgeschichte zu dokumentieren. Wie ist dieser
vermeintliche Widerspruch zu erklären? Ganz einfach: Beides
stimmt.
Es begann im Jahr 1946, als sich die beiden Unternehmer Antonio
Parietti und José Balaguer für die Gründung eines ständigen
Sinfonieorchesters in Palma stark machten. Im Juni 1947 konnten sie
ihre Pläne in die Tat umsetzen. Unter der Schirmherrschaft des
"Circulo Mallorquín" verpflichteten sie den koreanischen Dirigenten
und Musiker Eaktay Ahn (geboren 1906 in Pjön-yang) , gestorben 1966
in Palma). Der ehemalige Schüler von Richard Strauss lebte und
arbeitete damals in Barcelona, folgte dem Ruf nach Mallorca aber
mit Vergnügen. Er leitete das Orchester für viele Jahre. 1949 galt
das Orchester als etabliert.
Ihm folgten Dirigenten wie Julio Ribelles, Pérez-Busquier und
Luis Re-martínez. Sie alle hatten stets mit dem gleichen Problem zu
kämpfen: Kein Geld. Entsprechend begrenzt war die Zahl der Musiker,
begrenzt war auch das Repertoire. Das Sinfonieorchester von Palma
hatte nicht gerade den Ruf eines Eliteensembles.
Das sollte sich ändern, als 1988 die balearische
Landesregierung, die Stadtverwaltung von Palma und der
mallorquinische Inselrat die "Fundació pública de les Balears per a
la Música" gründeten, eine öffentliche Stiftung zur Förderung der
Musik auf den Balearen. Beide Initiativen, die alte und die nun
neue, sollten im Namen des Orchesters verankert werden: Orchesta
Sinfónica de Baleares "Ciutat de Palma".
"Wir wollten den Anspruch, ein Orchester für die Balearen zu
sein, unterstreichen - und die ehemalige Bezeichnung ,Ciutat de
Palma' beibehalten", sagt Gori Marcus Barbarà, Geschäftsführer der
Stiftung.
Unter der Leitung des Dirigenten Luis Remartínez konnte das
Orchester, das aus fünfzig bis sechzig Musikern bestand, erste,
sogar internationale Erfolge verzeichnen. In den Folgejahren wurde
die Zahl der Musiker bis heute auf 75 aufgestockt. Sie kommen aus
vielen verschiedenen Ländern: "Ein vielsprachiger kleiner
Kontinent", sagt Gori Marcus.
Luis Remartínez leitete das Orchester von 1989 bis 1994, ihm
folgten Philipp Bender zunächst von 1994 bis 1997, später noch
einmal von 2005 bis 2009, ein Intermezzo gab es mit Geoffrey Simon
(2001 - 2002), danach kam Edmon Colomer (2002 - 2005). Der jetzige
Orchesterleiter, Salvador Brotons, arbeitete bereits zwischen 1997
und 2000 einmal in Palma.
Das Jahresbudget des Orchesters beträgt seit zwei Jahren etwas
sechs Millionen Euro und soll nicht erhöht werden. "Das ist zwar
nicht allzu viel", sagt Gori Marcus, "aber wir kommen gerade
zurecht. Städte vergleichbarer Größe wie Palma haben ein ähnliches
Budget. Bei uns allerdings ist durch die Insellage die
Publikumszahl von vorneherein begrenzt. Und wir haben die
Schwierigkeit, dass wir das Auditorium bezahlen müssen. Alle
anderen Orchester spielen in eigenen Räumen. Proben finden hier in
der Stiftung statt."
Das Repertoire des Orchesters ist breit gefächert: "Es reicht
von Klassik über die Romantik bis zu zeitgenössischer Musik.
Außerdem übernimmt das Orchester auch Opernbegleitung. Das ist für
einen Klangkörper, der auf sinfonische Musik eingestellt ist,
ungewöhnlich."
Als Kammermusikensemble agieren die Orchestermitglieder
regelmäßig im Museu de Mallorca, Casal Solleric, Militärmuseum San
Carlos, Museum Es Baluard und in der Miró-Stiftung: "An diesen
Orten gibt es ein Repertoire, das die Konzertbesucher sonst nicht
zu hören bekommen", sagt Marcus.
Gut 500 Abonnenten kann der winterliche Zyklus von vierzehn
Konzerten im Auditorium für diese Saison 2009/2010 verzeichnen.
"Das Auditorium fasst 1600 Menschen, wir würden uns also mehr
wünschen. Aber Mallorquiner entschließen sich immer erst in letzter
Minute. Daher haben wir zumeist ein volles Haus. Werbung für
Touristen, das wäre das Beste für uns", sagt Gori Marcus. Aber er
ist zuversichtlich für den kommenden Winter: "Unser Orchester hat
gute Freunde."
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.