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Es ist ein bisschen wie mit den Fahrradwegen auf der Insel: Sie waren lange Zeit Mangelware, aber sind unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Ähnlich ist es mit landwirtschaftlichen Produkten aus ökologischem Anbau: Was in Deutschland oder anderen europäischen Ländern nicht nur in kleinen Ökoläden, sondern sogar in riesigen Supermärkten angeboten wird, findet man auch auf Mallorca immer häufiger. Denn auch die Mallorquiner kommen auf den Geschmack, trotz Wirtschaftskrise.

Dass sie dafür ein bisschen tiefer in die Tasche greifen müssen als bei konventionell angebautem Obst und Gemüse, Fleisch oder Milchprodukten, schreckt die wachsende Käuferschicht nur bei besonders teuren Produkten. Bio-Tomaten, ungespritzte Äpfel und Ökokarotten finden einen immer größeren Absatzmarkt auf den Balearen.

Belegen lässt sich das mit der steigenden Zahl der Produzenten und der wachsenden Anbaufläche für ökologische Landwirtschaft. 624.000 Hektar werden mittlerweile auf den Balearen so bewirtschaftet, dies gibt der balearische Erzeugerverband für ökologische Landwirtschafts-Produkte CBPAE (Consell Balear de la Producció Agraria Ecològica) an. „Auch die Zahl unserer Mitglieder hat sich seit 2008 weiter erhöht”, erklärt Britt Müller, Vizepräsidentin des Erzeugerverbandes. 624 seien es zurzeit genau, von großen Betrieben bis hin zu einzelnen Privatpersonen, die kaum mehr als den Eigenbedarf produzieren.

Seit 15 Jahren vergibt der CBPAE nun schon das offizielle Ökosiegel des balearischen Landwirtschaftsministeriums. Und die strengen Auflagen des Verbandes werden akribisch kontrolliert. „Wenn sich Landwirte bei uns um Aufnahme in den Verband bewerben, und sie bisher konventionelle Landwirtschaft betrieben haben, dauert es mindestens zwei Jahre, bis sie ihren Betrieb umgestellt haben”, erklärt Britt Müller. In der Zeit würden regelmäßig Bodenproben entnommen und der Anbau auf den Höfen genau überwacht.

Neben einigen deutschen Biobauern gebe es heute vor allem Mallorquiner, die sich auf nachhaltige Landwirtschaft, gesunde Erzeugnisse und die Rückbesinnung auf traditionelle Anbaumethoden und Produkte konzentrieren. Trotzdem, so bedauert Britt Müller, müsste noch immer ein Großteil der Nachfrage mit Importen vom Festland, manchmal sogar aus Frankreich oder Italien, gedeckt werden. Und das mache die Sache dann teuer.

Dabei könnte vieles preiswerter sein, wenn Transportkosten und Zwischenhändler minimiert würden. Noch mehr Anbau auf der Insel, das fordern deshalb auch ökologische Bewegungen wie „Mallorca Goes Green” oder der hiesige Bauernverband „Unió de Pagesos” (siehe Kasten rechts). „Wir müssen hier auf Mallorca nicht unbedingt abhängig sein von einem Markt, der von einigen großen Lebensmittelketten kontrolliert wird.”