Klaus Weiher (Name von der Redaktion
geändert) hat eine solide wirtschaftliche Ausbildung genossen und
als Unternehmer Erfolg gehabt. Und doch ist der Deutsche mit
Wohnsitz auf Mallorca einem offenbar betrügerischen
Schneeballsystem aufgesessen und hat nach bisherigem Stand 860.000
Euro verloren. Bis heute ist Weiher fasziniert von der Fassade, die
die angeblichen Broker aufgebaut hatten:„Das war so gut gemacht.
Ich bewundere das geradezu”, sagt er im MM-Gespräch.
Seit Dienstag vergangener Woche sitzen drei Verantwortliche der
Firma Dividium Capital, die Klaus Weiher und vielen anderen Geld
entlockt hat, in Haft. Sie wurden von der Guardia Civil auf
Mallorca festgenommen, nachdem Weiher und andere Betroffene Anzeige
erstattet hatten. Der Hauptbeschuldigte soll sich jedoch
rechtzeitig nach Osteuropa abgesetzt haben.
Nach Medienberichten wurden in ganz Europa mehrere tausend
Dividium-Anleger betrogen, die Schadenssumme soll um 30 Millionen
Euro liegen. Hauptsitz der Firma war London mit einer
Zweigniederlassung in der Schweiz. Als die dortige Finanzaufsicht
auf das Gebahren der Firma aufmerksam wurde, gründete sie eine
weitere Filiale in Palma, genauer: im Industriegebiet Son Castelló.
Neben den spanischen Behörden ermittelt unter anderem das
Landeskriminalamt Baden-Württemberg.
Mallorca-Resident Klaus Weiher lernte die Dividium-Chefs im
Frühjahr des vergangenen Jahres in seinem Restaurant kennen. Mit
Kurzfristgeschäften an den Rohstoffbörsen wurden traumhafte
Renditen versprochen. Nachdem Beschäftigte Weihers mit kleineren
Beträgen eingestiegen waren und prompt die versprochenden Zugewinne
überwiesen wurden, machte auch Weiher selbst mit: In zwei Schritten
überwies er jeweils 500.000 Euro.
Anfangs ging die Rechnung auf. Weiher konnte die zugesagten
Renditen einstreichen – bis die Zahlungen im Juni dieses Jahres
eingestellt wurden. Heute ist der Unternehmer überzeugt davon, dass
die Dividium-Agenten nie mit Rohstoffderivaten gehandelt haben,
sondern ein Schneeballsystem aufgebaut hatten. Die Vermutung: Das
Geld landete, abgesehen von den Zahlungen, die die Kunden
ruhigstellten, in den eigenen Taschen.
Schlagzeilenträchtig ist der Fall auch deshalb, weil irgendwann
– wahrscheinlich, als andere Geldquellen schon versiegten – noch
eine „Goldmine” ins Spiel kam.
Das war keine Mine, wie Klaus Weiher erklärt, sondern riesige
Abraumhalden von russischen Goldminen aus dem vergangenen
Jahrhundert. Diesen Abraum wollten die Dividium-Betreiber nach
eigenen Angaben mit modernen Methoden aufarbeiten und boten zu
diesem Behufe Zertifikate an. Der angelegte Betrag, so das
Versprechen, werde in einem Jahr verdreifacht.
Auch dieser letzte Schachzug beweist für Klaus Weiher die
„außerordentliche organisatorische Intelligenz” der vermeintlichen
Broker. „Heute”, so fügt er hinzu, „weiß ich, dass sie auch über
eine außerordentliche kriminelle Energie verfügen.”
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