Hat die "Nit de l'art", die Kunstnacht
von Palma, noch mit Kunst zu tun? Ja und nein. Vor allem ist die
lange Galeriennacht ein gesellschaftliches Ereignis. Und alle sind
sich einig: die "Nit de l'art" zieht auch jene an, die an Kunst nur
am Rande interessiert sind. Einige werden vielleicht später
wiederkommen, um die Ausstellungen in Ruhe zu betrachten.
Was am Donnerstag, 17. September, vor allem zählt, ist das
Ambiente. Für die meisten Besucher geht es darum, Kunst in
Verbindung mit dem mediterranen Flair der Balearenmetropole zu
genießen. Was in diesem Jahr noch durch die Tatsache verstärkt
wird, dass im Rahmen von "Thursday Night Fever" etliche Läden
geöffnet sind. Die Initiative der Geschäftsleute, am Donnerstag bis
spät in die Nacht zu öffnen, dürfte in dieser Woche besonders
"einschlagen".
Die Straßen waren aber auch bei den vergangenen zwölf Ausgaben
der Nit de l'art Jahren immer voller Menschen, sowohl Mallorquinern
als auch Residenten und einigen wenigen Urlaubern. Meist bis weit
nach Mitternacht. Oft wird auf dem Borne getanzt; vor dem Gran
Hotel agiert um 19 und um 21 Uhr das brasilianische Euclides Mattos
Trio.
Die Bars und Restaurants sind knüppelvoll, wer wirklich gepflegt
speisen will, sollte zuvor reservieren oder sich zumindest zu
Beginn des Abends für ein Restaurant entscheiden. Ab zehn Uhr geht
meist gar nichts mehr.
Das Kunstangebot kann sich sehen lassen. Insgesamt beteiligen
sich mehr als 30 Galerien und Ausstellungsräume an der Kunstnacht,
manche, wie das Casal Solleric, gleich mit mehreren Ausstellungen
(siehe dazu auch die Seiten 41 und 42). Hinzu kommen die nicht in
den beiden Verbänden Art Palma und Aigab organisierten Galerien.
Einige aus dem Umland wie Addaya aus Alaró und Canals i Gil aus
Binissalem mieten eigens für den Anlass Räume in der Stadt, um ihr
Angebot oder eine Performance zu präsentieren (siehe Liste der
Teilnehmer). Wer gar keinen Raum zur Verfügung hat, zeigt Kunst
einfach auf der Straße. Auf Staffeleien, auf dem Boden. Die
einhellige Meinung der hiesigen Kunstszene lautet, dass man sich
durch die Krise weder in der Qualität noch der Quantität
beeinträchtigen lassen wolle.
Die Spannbreite der Exponate ist groß, reicht von der
"klassischen" Malerei über Skulptur, Installation, Fotografie und
Performance bis hin zum Video. Entsprechend unterschiedlich ist
auch die Auswahl der Künstler; sie kommen aus aller Herren Länder.
Manche haben schon Renommée, andere sind erst in den Anfängen mit
guten Zukunftsaussichten, wie die Ausstellung Art Jove 2009 in Ses
Voltes beweist.
Das Museum Es Baluard an der Plaça Porta Santa Catalina zeigt
eine neue Auswahl aus dem Fundus, dazu Neuerwerbungen (siehe S.
45).
Dort könnte ein möglicher Rundgang beginnen. Am gleichen Platz
liegt die Galerie Aba Art, die zwei junge Künstlerinnen aus China
und New York präsentiert.
Die Galerie Kunstmann zeigt den deutschen, auf der Insel
lebenden Maler Stefan Gnad mit kleinformatigen Aquarellbildern:
Landschaften seiner norddeutschen Heimat. Gleich daneben die
Galerie Kewenig mit modernen "Ikonen" von Nina Hoffmann.
Der Carrer Sant Jaume hat sich zum Galerienzentrum entwickelt.
Die Empire Art Gallery präsentiert den deutschen Maler Schüno mit
Struktur- und Materialbildern. Xavier Fiol zeigt "Post Pin Ups" von
Concha Vidal; die Galerie Altair streng geometrische und
konstruktivistische Skulpturen von Eugenio López. Von hier aus ist
es nur ein Katzensprung zu Joan Oliver, der in seinen Galerien den
Maler Juli Ramis und Meister der hiesigen Landschaftsmalerei
zeigt.
Ein weiteres Zentrum im Zentrum ist die Via Verí mit dem Centre
Cultural Contemporani Pelaires. Hier wird große Kunst von Jannis
Kounellis und Rebecca Horn geboten. La Caja Blanca zeigt gemäß
ihrem Konzept Avantgarde-Installationen. Joan Guaita hat die
griechische Künstlerin Euphrosyne Doxiadis, eine Schülerin
Kokoschkas, eingeladen. Sie beschäftigt sich auf eigene Weise mit
Themen der antiken Mythologie.
Und es gibt noch viel mehr. Man sollte entweder sorgfältig
auswählen, was man anschaut. Oder sich einfach treiben lassen. Und
später wiederkommen.
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