Das vielleicht schönste Exponat des neuen
Jugendstilmuseums in Sóller ist das Gebäude selbst. Sowohl die
Fassade mit dem geschwungenen Marésstein und den ausgefeilten
Balkongittern als auch die Innenräume mit der eindrucksvollen
Rundtreppe und den bemalten Decken sind bemerkenswert. Can Prunera,
erbaut zwischen 1909 und 1911, wurde in den vergangenen drei Jahren
mit einem Kostenaufwand von 750.000 Euro restauriert und ist jetzt
als „Museu Modernista Can Prunera“ der Öffentlichkeit
zugänglich.
So bekommt man im Erdgeschoss und im ersten Stock einen guten
Eindruck von der Lebenswelt wohlhabender Menschen zu Beginn des
vergangenen Jahrhunderts. Durch Möbel, Lampen, Türen, Fenster,
Fußböden, Bilder.
Kunst aus der Zeit des Jugendstils bis heute ist überall im Haus
verteilt. Die meisten Exponate stammen aus der Sammlung des
Verlegers Pere A. Serra; einige waren bis vor einiger Zeit im
Museum Es Baluard zu sehen.
Im Erdgeschoss gleich am Eingang links ist ein Bild von Anselm
Kiefer zu sehen; es repräsentiert, wie etwa Werke von Egon Schiele,
Magritte, Diego Rivera, Emil Nolde, Edvard Munch, Raoul Dufy,
Fernand Léger, den Anspruch auf internationales Ambiente.
Es fehlen nicht die Landschaftsmaler, die sich zu Beginn des 20.
Jahrhunderts über viele Jahre hinweg mit Mallorca beschäftigt haben
wie Santiago Rusiñol – von ihm ist zu sehen „Monasterio de Poblet“
in Katalonien – oder Joaquim Mir. Er malte immer wieder die
Landschaft rund um Sa Calobra oder den Torrent de Pareis.
Im Erdgeschoss ebenfalls bemerkenswert ist die kleine, aber gut
ausgestattete Bibliothek mit Grundsatzwerken über Kunst und mit
Bildbänden; dazu kommen etliche Grafiken von Joan Miró.
Viele der Maler, die in Sóller lebten und arbeiteten, pflegten
Freundschaften mit Malern in Paris, wie Juli Ramis mit Picasso.
Durch Picasso lernte Ramis den Galeristen Kahnweiler kennen und
wurde international bekannt. Henri Matisse kam durch Miró nach
Mallorca. Sein Frauenbild „Yvonne“ ist das einzige Werk des
Franzosen, das auf Mallorca zu finden ist.
In den 50er Jahren kam Paul Delvaux auf die Insel. Er
porträtierte eine Kellnerin in Peguera, beklagte sich schon zu
jener Zeit über die starke Bebauung Mallorcas.
Im obersten Stockwerk haben die zeitgenössischen Maler eine
Heimstatt gefunden. Hier sind meist Arbeiten auf Papier zu sehen,
kleine Schätze der modernen Kunstgeschichte: Utrillo, Penck, Matta,
Dennis Oppenheim, Enrique Broglia, Rebecca Horn, Wolf Vostell –
insgesamt 101 Arbeiten. Hinzu kommt eine Auswahl von Puppen aus
verschiedenen Zeiten; sie stammen aus der Sammlung von León Lopez.
Im Untergeschoss sind Bilder von zwei Malerinnen aus Sóller zu
sehen: Aina Pastor zeigt die Ausstellung „Katharsis“; Camilla
Huisgen präsentiert Rosenbilder.
Can Prunera – Museo Modernista Sóller,
Carrer de la Lluna, 90.
Dienstag bis Sonntag von 10.30 bis 18.30 Uhr.
4 Euro.
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