Im Stadtkern von Manacor standen ganze Straßenzüge unter Wasser.

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Der Regen hatte schon einige Tage zuvor begonnen. In der Nacht vom 31. August zum 1. September 1989 fielen so heftige Niederschläge, dass das Erdreich in weiten Teilen der Insel nichts mehr aufnehmen konnte.

In der Nacht auf den 5. September goss es erneut in Strömen, vor allem im Osten und Südosten der Insel. Am meisten betroffen waren die Regionen um Manacor und Felanitx. Die Regenmesser registrierten zunächst 100 mm pro Quadratmeter, dann 200 mm, 250 mm. Etliche der "Pluviómetros" gaben den Geist auf, so dass bis heute vermutet wird, dass es Niederschläge bis zu 320 mm pro Quadratmeter gegeben haben muss.

Es war in jenem September vor zwanzig Jahren die größte Unwetter-Katastrophe, die Mallorca in den vergangenen hundert Jahren zu verzeichnen hatte. Die Torrentes, die künstlichen Wasserläufe, führten innerhalb weniger Stunden so viel Wasser, dass sie über die Ufer traten, Felder und Buchten ebenso überschwemmten wie einen Teil des Stadtkerns von Manacor. Dort standen ganze Straßenzüge unter Wasser. Die Avenida del Torrent wurde - schon der Name sagt es - auf einem Torrent gebaut, so dass die Wassermassen keinen anderen Ausweg hatten, als die Straße zu sprengen.

Der Druck schmetterte Personenwagen gegen Hauswände, Menschen mussten sich in die oberen Etagen ihrer Häuser retten. Wie María Font, die in unmittelbarer Nähe des Torrente de sa Cabana lebt. "Bis hierher stand das Wasser", sagt sie und hält ihre Hand in Kopfhöhe an den Wohnzimmerschrank. Die damalige Einrichtung musste fast komplett entsorgen. Alles war durch das Wasser und den Schlamm zerstört.

María Llabrés, die auch heute noch im Carrer de la Pau in Manacor lebt, gut 400 Meter von der Avenida entfernt, erinnert sich, dass ihr das Wasser im Haus bis zu den Hüften reichte. "Manchmal habe ich heute noch den Geruch dieses Schlamms in der Nase."

Im Gemeindegebiet von Sant Llorenç traten drei Torrentes über die Ufer. Der Torrent de Son Negre führte über mehrere Stunden mehr Kubikmeter Wasser als der Ebro auf dem spanischen Festland, der als einer der wasserreichsten ganz Spaniens gilt.

Die größte Katastrophe ereignete sich in Portocolom im Hotel Corso, das auf einem Torrent errichtet worden war. Im Untergeschoss deckten drei Kellner gerade die Tische für das Frühstück ein. Eine plötzliche Flutwelle des Torrentes ließ die Decke einstürzen. Eulàlia Bennàssar, Antonio Alcolea und Carlos Iglesias wurden fortgespült und später tot geborgen.

Die Schäden gingen in die Millionenhöhe. Man ging davon aus, dass in landwirtschaftlichen Betrieben in der Region 45.000 Hühner und 500 Schweine ertranken; die Felder wurden kurz vor der Ernte vollständig verwüstet. Ganze Sandbuchten veränderten ihr Gesicht. Die Cala Son Moll bei Artà und die Cala Moreia bei Manacor verschwanden fast. Die Ebene rund um Campos war ein einziger riesiger See.

Viele Konsequenzen wurden aus der Katastrophe nicht gezogen. Das Hotel Corso ist noch am gleichen Platz in Betrieb. Die meisten damals in Mitleidenschaft gezogenen Häuser stehen immer noch, wo sie waren. Allerdings wurde der Torrent de Sa Cabana in Manacor umgeleitet. Aber viele Experten halten das für reine "Kosmetik".

Wie vor dem Besuch von Königin Sofía, die am 7. September 1989 nach Manacor kam, um den Betroffenen der Katastrophe beizustehen. Die waren stolz darauf, vor dem königlichen Besuch bereits für eine "buena limpieza" gesorgt, das Schlimmste schon gesäubert zu haben.