Verletzter Hai vor Menorca gesichtet“ – die
Nachricht verbreitete sich am 28. Juni wie ein Lauffeuer. Bei dem
Tier handelte es sich um einen rund drei Meter langen
Spitzkopf-Siebenkiemerhai, den eine Wunde ins seichte Uferwasser
getrieben hatte. Doch kein Grund zur Unruhe: Der Hai ist für den
Menschen ungefährlich, ernährt sich von Krebstieren.
Haie im Mittelmeer sind keine Seltenheit, die meisten davon
allerdings in Tiefen, in die der Mensch nie vordringen würde. Rund
90 Arten der verschiedensten Größen, Farben und Formen gibt es.
Sicherstes Erkennungsmerkmal sind ihre fünf bis sieben
Kiemenspalten. Wird doch mal ein Hai in Ufernähe gesichtet, dann
ist es meist ein verletztes Tier oder der Riesenhai, den die
Spanier „Peregrino“ nennen. „Er frisst Plankton. Und bei starkem
Wellengang kann es sein, dass er an die Küste kommt, um das
angeschwemmte Futter abzuschöpfen“, erklärt Rebecca Greenberg,
Haiexpertin beim renommierten Meeresforschungsinstitut „Oceana
Europa“ in Madrid. Das Unwissen um die Tiere sei groß: Wer weiß
schon, dass es lebend gebärende und Eier legende Haie gibt. Oder
dass die Tiere einen regelrechten siebten Sinn haben: Sie sehen
nachts besser als Katzen – der „weiße Hai“ sieht sogar in Farbe,
und kann mittels speziellen Poren am Kopf, den Lorenzinischen
Ampullen, feinste elektrische Ströme wahrnehmen. „Diese
faszinierenden Tiere haben ganz zu Unrecht ihr schlechtes Image“,
betont Greenberg. Schuld seien allen voran Filme wie „Der weiße
Hai“ oder „Haialarm auf Mallorca“, in dem Ralph Moeller gegen den
Urhai Megalodon kämpft – eine Spezies, die seit 18 Millionen Jahren
ausgestorben ist.
Dieses Schicksal könnte bald auch die heutigen Arten treffen,
viele stehen schon auf der Roten Liste. Spanien nimmt dabei eine
traurige Rolle ein, war bereits vor sechs Jahren die viertgrößte
Haifangnation der Welt und hat diese Position weiter ausgebaut.
Rund um die Balearen ist Haifang kein Thema, er wird in Nordspanien
betrieben; dennoch kommen Unzählige regelmäßig als Beifang ins
Netz. „Viele haben schon Hai gegessen, ohne es zu wissen. Cazón
oder Marrajo ist nichts anderes als Hai“, erklärt Greenberg.
Hinter dem in deutschen Küchen geschätzten Seeaal verbirgt sich
Dornhai, aus dem auch „Schillerlocken“ hergestellt werden. Das
grausame „Finning“, bei dem nur die für Suppen wertvolle Flosse
gekappt, das verwundete Tier wieder ins Meer geschmissen wird und
dort verendet, sei zwar verboten, „aber wird teils dennoch
praktiziert, im Moment kämpfen wir gegen Lücken im Gesetzestext“.
Der Mensch wird also eher dem Hai gefährlich, als andersherum.
„Menschenfleisch steht absolut nicht auf der Speisekarte dieser
Tiere, sie haben Angst vor uns. Dass es doch schon Bisse gab,
erklärt sich dadurch, dass sie sehr neugierig sind. Weil sie keine
Hände haben, müssen sie mittels ihrer Zähne feststellen, auf wen
sie da im Wasser gestoßen sind, lassen dann aber direkt wieder ab.“
Aus gutem Grund sollte allen der Schutz der Haipopulation im
Mittelmeer am Herzen liegen: Als „Top-Räuber“ stehen sie an der
Spitze der Nahrungskette, regulieren also das natürliche
Gleichgewicht der anderen Tierbestände im Meer.
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