Direkt am Eingang vom "El Corte Inglés" hat
Paqui ihren Stand mit Sonnenschutzprodukten, die zum Auftakt der
Rebajas ebenfalls 15 Prozent "descuento" haben. Von hier hat die
hübsche Verkäuferin den perfekten Überblick, wer kommt und geht,
und auch wenn sie einräumt, dass "echt viel Betrieb herrscht": "Von
zehn Kunden verlässt nur einer mit einer Einkaufstüte in der Hand
das Geschäft."
Viel Verpackung, wenig drin? Als "sehr aggressiv" und sogar mit
Straßentheater auch unterhaltsam angekündigt, lockte der erste Tag
des Sommerschlussverkaufs Dienstag mit Nachlässen "hasta 70%" wie
bei Cortefiel, tatsächlich Menschenströme in Palmas Einkaufsmeile.
In der Damenabteilung bei Massimo Dutti reicht die Schlange an der
Kasse quer durch den Laden, dabei hat Iris nur ein "Super-T-Shirt
für 9'95 Euro" gefunden: "Dafür stelle ich mich doch jetzt nicht
eine halbe Stunde an."
Auch vor den Umkleidekabinen stehen viele Kundinnen in Reih' und
Glied. Die meisten Probierteile gehen an die wartenden
Verkäuferinnen zurück, deren Nervenkostüm in dem Gewusel von
Klamotten, sich verheddernden Kleiderbügeln und transpirierenden
Kunden - nach 18 Uhr ist es draußen noch drückend schwül -
bemerkenswert ist.
Extra von einer "Opening Party" von Palmas Handelsdezernentin
Joana Maria Borras eingeläutet, sollen auch die langen
Einkaufsabende beim neuen "Thursday Night Fever" dem
darniederliegenden Handel bei den diesjährigen Rebajas auf die
Beine helfen. Tanzversuche auf rutschigem Parkett: Die
Wirtschaftlage gerade der klein- und mittelständischen Betriebe auf
Mallorca ist desolat. 35 Prozent von ihnen mussten nach Aussage
ihres Interessenverbandes Pimem im vergangenen Jahr schließen.
Preisdumping heißt die Devise - vereinzelt bis zu 95 Prozent
Rabatt. Die Schaufenster von "Cortefiel" sind bis auf riesige
70-Prozent-Plakate leer, bei "El Corte Inglés" besteht die Auslage
schlicht aus proppevollen Kleiderständern. Die "Boss"-Herren-Jeans
gibt es jetzt für 91'80 Euro (vorher: 153 Euro), das silberfarbene
"Armani"-Abendkleid für 444 Euro (vorher 740 Euro). Immer noch
nicht erschwinglich für den Durchschnittskunden, der laut aktueller
unabhängiger Verbraucherstudie (FUCI) in diesem Jahr nur 90 Euro
bei den Rebajas ausgibt - so wenig wie noch nie in den vergangenen
zehn Jahren (2008 waren es noch 100 Euro).
Der Konsumbeauftragte der Inselregierung rief dennoch zu
"verantwortlichem (Ver-)Kaufverhalten" auf. Kunden sollten sich
durch etwaige Tiefpreise nicht zu irrationalen Käufen verleiten
lassen, die Anbieter umgekehrt auf die notwendige Qualität und die
korrekte Präsentation ihrer Produkte achten: Alt- und Neupreis
müssten klar erkennbar sein. Zudem wird dem Kunden geraten, sich
beim Händler explizit seines Rückgaberechts zu versichern.
Fazit nach dem Rebaja-Auftakt: Die Verkaufszahlen "liegen leicht
unter denen des Vorjahres", so Bartomeu Servera, Präsident des
balearischen Unternehmerverbands. Auch der Einzelhandelsverband
Pimeco spricht von "vorsichtigem Kaufverhalten". Derweil hat die
Stadt Palma den brandneuen Shopping-Führer: "Palma Comercial", nach
Branchen und Stadtzonen aufgeteilt, soll den Einkaufsbummel noch
kundenfreundlicher und attraktiver machen. An Initiativen mangelt
es nicht.
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