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Barceló in der Kathedrale, Barceló im Sitz der UNO in Genf, Barceló auf der Biennale, Barceló als wichtiges Mitglied der internationalen Kunstszene. Wer sich mit Kunst im Allgemeinen, mit Kunst auf Mallorca beschäftigt, kommt an Miquel Barceló (Felanitx 1957) nicht vorbei. Er ist – neben Miró – der wichtigste Künstler der Insel.

Seit er 1982 als einziger spanischer Künstler an der documenta in Kassel und an der Biennale von São Paulo teilnahm, seit ihn der Schweizer Galerist Bischofberger in Zürich unter Vertrag nahm, ist sein Erfolg nicht zu bremsen.

Nun zeigt eine Ausstellung in der Fundació Pilar y Joan Miró Arbeiten von Miquel Barceló aus der Zeit vor seinen internationalen Erfolgen: „Barceló abans Barceló 1973 – 1982 (Barceló vor Barceló)“. Zu sehen sind rund 100 Exponate, ausgesucht aus insgesamt 2000 Arbeiten, die sonst im Besitz des Künstlers, bei Sammlern oder in Museen wie dem Musée des Abattoirs in Toulouse sind.

Vicenc Altaió, einer der Kuratoren der Ausstellung und Direktor des Centre d'Arts Santa Mònica in Barcelona, erinnert sich an seine erste Begegnung mit Barceló: „Es war 1978 in seinem Studio. Und ich traf auf einen Maler, der wirklich in seinem Bild lebte. Ich traf einen Künstler, der von seiner Kunst besessen war.“ Obwohl zu jener Zeit kaum jemand für den jungen Wilden mit der Tolle und dem Outfit von Rimbaud Verständnis hatte. Genauso ist er auch auf Postern, auf dem Katalog zur jetzigen Ausstellung porträtiert: trotzig, unangepasst, provokant.

Zu seiner ersten Ausstellung in den frühen achtziger Jahren brachte er Holzkisten mit verrottenden Lebensmitteln in verschiedenen Farbschattierungen mit. Organisches Leben und dessen Vergänglichkeit wollte er zeigen. Genau jene Kästen sind auch Teil der Ausstellung. Aber eben nicht nur.

Es gibt mehrere Sektionen, die den jungen Barceló dokumentieren. Eine davon ist Tieren gewidmet, seit jeher ein beliebtes Motiv bei Barceló, bezeichnenderweise „Bestiario“ genannt. Es sind nämlich echte Bestien. Gleichzeitig wird aber auch seine Vorliebe für Meerestiere, Fische und Kraken offenbar. Schon 1981 malte er ein großes Bild, vornehmlich in Blau gehalten, das viele Motive der Keramiken in der Kapelle del Santísimo in der Kathedrale vorwegnimmt.

1980 beschäftigte er sich mit der Serie „Nicotina“ – Arbeiten auf Papier, manche mit extrem ausgesuchter Textur. Protest gegen eine Welt, die sowieso in Rauch aufgeht?

Zwischen 1975 und 1978 beschäftigte sich Barceló mit experimenteller Poesie, was Niederschlag in seinen Werken fand. Bücher, der lesende Künstler und Bibliotheken sind wiederkehrende Themen.

Voller Narzismus und manchmal voller Brutalität sind seine Selbstporträts aus jenen Jahren. Ungewöhnliche Materialien waren bei ihm an der Tagesordnung: In seinen Ateliers standen Säcke mit Bohnen, Reiskörnern oder Kichererbsen, die er auf seine Bilder streute, um Reliefs an den Oberflächen entstehen zu lassen. Kunst, das sind auch Gräser, Steine, Ascheflocken. Immer wieder zu erkennen in seinen Landschaftsbildern. Barceló fühlte sich von Anfang an mit der l'art brut verbunden.

Miró, so betonte die Direktorin der Miró-Stiftung, Magdalena Aguiló, war einer der frühen Befürworter eines Künstlers, der bis heute umstritten ist. So ist es sinnvoll, dass die Ausstellung um den frühen Barceló in der Miró-Stiftung stattfindet. Eröffnet am Namenstag des großen Meisters: Joan Miró.

Barceló abans Barceló – 1973 bis 1982.
Fundació Pilar i Joan Miró, Palma, Carrer Saridakis.
Geöffnet bis Ende September.