Schon immer hat Fußballlehrer Christoph Daum polarisiert. In
Köln wurde er in den vergangenen Jahren vor allem geliebt. Spricht
man in diesen Tagen aber einen der zahlreichen an der Playa de
Palma urlaubenden Fans des 1. FC Köln auf Daum an, dann hört man
Begriffe wie „Söldner” oder „Verräter”, um nur die harmloseren
Formulierungen wiederzugeben.
Nur wenige Kilometer entfernt fiel die Entscheidung, die die
Fans auf die Palme bringt. Christoph Daum nutzte die ersten
Ferientage, um von seinem Urlaubsdomizil in Santa Ponça aus über
einen neuen Job zu verhandeln. Gespräche, Abwägen, Nachdenken statt
Sonne, Golf und Pool. Dann schlug die Bombe in der Domstadt ein:
Christoph Daum hat Anfang der Woche beim 1. FC Köln gekündigt.
Dort klangen noch die Treueschwüre des Erfolgscoaches in den
Ohren, die Kündigung kam für die Fans und angeblich auch für die
Vereinsbosse völlig überraschend.
Das „Daum-Beben” nannte die Boulevardzeitung „Express” den
Vorgang und schickte noch in der Nacht zu Dienstag, kurz nach
Bekanntwerden der neuen Lage, Reporter nach Mallorca. Andere
Blätter beauftragten Insel-Fotografen, den Trainer aufzuspüren.
Christoph Daum trainiert künftig Fenerbahçe Istanbul, soll
Presseberichten zufolge 3'5 Millionen Euro netto pro Jahr verdienen
– statt bisher 2'4 Millionen netto. Bei Fenerbahçe arbeitete Daum
bereits von 2003 bis 2006, wurde in dieser Zeit zweimal türkischer
Meister. Er tritt die Nachfolge von Luis Aragonés an, der im
vergangenen Jahr die spanische Nationalmannschaft zum EM-Titel
geführt hatte und davor auf der Trainerbank von Real Mallorca
saß.
Dass er zu Fenerbahçe geht, hat Christoph Daum bis Mittwoch
nicht offiziell bestätigt. Man will dort offenbar erst alles mit
Aragonés abwickeln, dann die Verpflichtung des Nachfolgers bekannt
geben. Daum erklärte in einer ersten Stellungnahme lediglich, dass
er in Köln gekündigt hat und nennt Gründe: „Am vergangenen Samstag
habe ich ein sportlich wie finanziell überzeugendes Angebot eines
europäischen Top-Clubs erhalten.” Nach Verhandlungen am
Pfingstwochenende sei der neue Vertrag am Montag unterschrieben
worden. Daum weiter: „Mit meinem neuen Club, der bis auf Weiteres
noch nicht genannt werden möchte, habe ich die Möglichkeit, direkt
wieder international zu spielen, was für mich immer mein größter
Anreiz und Wunsch als Trainer war. Außerdem werden mir dort
sportliche Rahmenbedingungen geboten, mit denen ich auch für die
nächsten Jahre die Champions League erreichen kann. Somit ist meine
Entscheidung keine gegen den 1. FC Köln, sondern eine für die neue
Herausforderung.”
Die Fans am Rhein und, wie eingangs erwähnt, an der Playa de
Palma sehen es anders. In Gesprächen mit MM hatte Daum seine
Arbeit für den FC immer als „Herzensangelegenheit” bezeichnet. Das
nehmen ihm viele nicht mehr ab. Wenn es allerdings nicht so gewesen
wäre, dann hätte er wohl im Herbst 2006 gar nicht erst zum zweiten
Mal auf der Kölner Bank Platz genommen. Im zweiten Anlauf schaffte
er dann mit dem Team den Wieder-Aufstieg in die Bundesliga.
Trotz vieler Angebote internationaler Klubs wollte Daum die
Zukunft des Vereins gestalten. Man freute sich auf frischen Wind
durch Heimkehrer Lukas Podolski.
Dass es ein Podolski allein aber nicht richten kann, ist Daum
bewusst. Viel mehr werden die Kölner Finanzen jedoch nicht
zulassen. Noch kurz vor seinem Abflug nach Mallorca verhandelte der
Trainer mit den Vereinsverantwortlichen intensiv über die
Mannschaft der kommenden Saison. Vermutlich kam das Angebot von
Fenerbahçe genau zum richtigen Zeitpunkt. Daum: „Meine Mission in
Köln ist mit dem Aufstieg und dem Erreichen eines Mittelfeldplatzes
ohne Abstiegsgefahr in der abgelaufenen Bundesligasaison erfüllt,
worauf ich schon nach dem letzten Bundesligaspieltag hingewiesen
habe.” Diese Worte hatte aber in Köln niemand als Alarmsignal
wahrgenommen ...
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