Mallorca – Der Teufel wohnt im Kontrabass. Und der Engel hockt
auf einer Himmelsleiter. Wie das so ist beim Kampf zwischen Gut und
Böse. Der Teufel will raus und der Engel muss sich deshalb auf die
Erde begeben. Wollte man die Story der neuen Show des „Cirque
Bouffon“ auf einen Nenner bringen – der wär's.
Vielleicht müsste man noch hinzufügen, dass alle den vielleicht
ältesten Traum der Menschheit träumen: Fliegen zu können. Den
Artisten von „Angell“ – einem Wortspiel zwischen „Angel“ (Engel)
und „Hell“ (Hölle) – gelingt es mühelos. Aufgrund ihrer Kunst,
ihrer Akrobatik, ihrer Mimik. Nur der Teufel muss auf dem Boden
bleiben, wird zum Schluss wieder in seinen Kontrabass verwiesen. Da
wohnt er hoffentlich bis in alle Ewigkeit. Wenn er nicht bereits zu
Tode gespielt wurde.
Von Sergeij Sweschinskij, der auch zu dieser Show des Cirque
Bouffon wieder die Musik schrieb. Die übrigens (fast) immer live
ist. Der Komponist – er spielt den Kontrabass während der
Vorstellungen – kommt aus der Ukraine, studierte in Donezk und
Berlin.
Seine „Zirkus-Musik“ verbindet ein wenig französische Valse
Musette à la Richard Galliano mit einem Hauch von Tango, Flamenco
und Klezmer-Musik. Dazu ein paar elektronische Sounds und etwas
Klassik. So einfach ist das. Wenn man denn ein Musiker zwischen
Genie und Profi ist. Immerhin – für „Angell“ ist die Mischung
perfekt. Die Musik bringt die Geschichte – „unsere Schau ist wie
ein Theaterstück inszeniert“, sagt Cirque-Direktor Frederic
Zipperlin – erst richtig zum Leuchten. Und setzt die Artisten ins
rechte Licht. Die alle Ideen, keine Personen, verkörpern.
Da ist der Tod mit der Sanduhr, der die Stunden zählt.
Unaufhörlich und ohne Pardon. Bis er selbst die Zeit anhält. Da
wird der Engel vom Stiefel-Stakkato der Flamenco-Tänzerin
erschreckt, die sich später als Meisterin des Seiltanzes entpuppt
und dabei immer noch Clown bleibt. Da jongliert eine Tänzerin auf
Spitzen mit drei, vier, ja sieben Bällen auf einmal. Da gibt es
Akrobatik verkehrt – das Schwere stürzt auf das Leichte.
Schon als der erste Teil der Show vorbei ist, muss der Engel
weinen. Doch dann geht es weiter. Mit einer gekonnten Mischung aus
Slapstick, Humor, Musik und Körperbeherrschung. Auf dem Seil, in
Reifen, mit dem Punching-Ball. Und mit Illusion: Da ist der
Messerwerfer, der keiner ist, der Boxer, der nur so tut. Spielt die
schöne Dunkle mit den Reifen, oder der Reifen mit ihr? Die
Akrobaten malen Körperbilder in den Raum. Und der Artist, der sich
an Bändern in die Kuppel schwingt – er kann fliegen. Man kann es
deutlich erkennen. „Sagen Sie denen vom Zirkus – das war etwas ganz
Besonderes“, sagt eine MM-Leserin zum Schluss. So bleibt die Frage
an Frederic Zipperlin: Warum ist Cirque Bouffon etwas so
Besonderes? „Vielleicht, weil man so nahe dran ist. Weil man die
Künstler atmen hören kann. Und sieht, wie sie schwitzen“, sagt
Zipperlin. „So wird deutlich, wie viele Emotionen sie selbst haben.
Das teilt sich mit.“ Als sich alle Artisten verabschieden, bringen
sie ein Zirkuszelt im Zirkuszelt auf die Bühne. Da möchte man das
Ganze am liebsten noch einmal von vorne sehen.
Zirkuszelt: Parc de la Mar, Palma. Parkgelegenheit zum Beispiel
im Parkhaus Parc de la Mar (unterhalb der Kathedrale).
Aufführungen: vom 3. Juni bis 12. Juli. Mittwoch bis Freitag
jeweils um 20.30 Uhr, Samstag um 18 und 21 Uhr. Sonntag um 18 Uhr.
Montag und Dienstag spielfrei.
Karten: Erwachsene 19 Euro, Kinder bis 14 Jahre 12 Euro.
Vergünstigte Karten für MM-Leser: Am Dienstag, 23. Juni um 19 Uhr.
Karten (auch mehrere) zum Sonderpreis von je 7 Euro (Erwachsene)
und 3 Euro (Kinder) können gegen Vorlage des Coupons über diesem
Kasten im Club de Suscriptores der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora,
Paseo Mallorca 30, Local 2 bajos, Tel. 971-717308 in Palma abgeholt
werden.
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