Mallorca. Selbst ist die Frau, hat sich Judith Bögl
gesagt und am Dienstag vergangener Woche ein Diebespaar dingfest
gemacht. Der 45-jährige Mann und seine 35-jährige Komplizin –
beides Deutsche – waren gerade dabei, Bögls Laden in Port d'Andratx
auszurauben, als die gebürtige Rosenheimerin kurzerhand ihr
Geschäft für Kindermoden („Vagabundo”) verließ und von außen
abschloss. Dann rief sie die Polizei, die wenig später die
verdutzten Diebe festnehmen konnte. Die Überwachungskamera hatte
alles genau festgehalten.
„Natürlich hatte ich Angst”, sagt Bögl. „Ich wusste ja nicht,
wie die reagieren.” Das Paar hatte den Laden betreten und
angefangen, Kleidungsstücke in eine große Badetasche zu stopfen.
„Als wären sie im Supermarkt”, sagt Bögl. „Die haben uns
ausgeraubt, wie andere Leute morgens Semmeln kaufen gehen.”
Es war nicht das erste Mal, dass ihr die beiden Diebe einen
solchen Besuch abstatteten. Schon im Mai des vergangenen Jahres
seien sie genauso vorgegangen und hätten ihr Waren im Wert von 4000
Euro gestohlen. Darum habe sie das Pärchen wiedererkannt und so
schnell reagieren können. Bögl vermutet, dass es sich um eine Bande
handelt, die immer nach dem gleichen Muster vorgeht – und das nicht
nur bei ihr. Offenbar gibt es in Port d'Andratx, aber auch in
Portals Nous und Palma eine ganze Reihe weiterer Betroffener. „Ich
hoffe, dass sich noch mehr Leute bei der Polizei melden, jetzt, wo
die Täter gefasst sind”, sagt Bögl. Bisher hätten nur wenige
Betroffene Anzeige erstattet. Die wahre Dimension der Raubzüge sei
noch gar nicht bekannt.
Die Polizei bestätigt, dass das Diebespaar routiniert vorging.
„Die machen das offensichtlich häufiger”, sagt ein Polizeisprecher.
Im Auto der beiden sei eine Tasche mit weiterem Diebesgut gefunden
worden. Am gleichen Tag seien sie auch in zwei Geschäften in Palma
gewesen.
Für die mutige Ladenbesitzerin aus Port d'Andratx findet er
derweil lobende Worte: „Sie war clever. Nicht jeder schafft es, so
geistesgegenwärtig zu reagieren.” Wichtig sei aber, von außen
abzuschließen und sich nicht etwa zusammen mit den Dieben im Laden
einzusperren: „Das kann gefährlich werden.”
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