Jedes Jahr im Mai feiert der Ort Sóller sein
Frühlingsfest und nutzt die Gelegenheit, berühmte Künstler der
Gemeinde zu ehren und ihre Arbeiten im Bahnhofsgebäude
auszustellen. In diesem Jahr ist es Joan Miró, dessen Großmutter
aus Sóller stammte und der als Kind immer wieder Sommerferien in
der Stadt im Tramuntana-Gebirge verbrachte. Er reiste mit seiner
Familie zu jener Zeit im Dampfschiff von Barcelona direkt nach
Sóller. Im vergangenen Jahr wurde Miró, auf Initiative der
Fundación Tren de l'Art, einer Kunststiftung, die sowohl den
Bahnhof in Sóller als auch in Palma mit Kunst bestückt, zum
Ehrenbürger von Sóller ernannt.
Zu sehen sein werden Reproduktionen von Zeichnungen Joan Mirós
aus dem Jahr 1906, die er im Alter von zwölf Jahren fertigte. Sie
werden die Waggons des Ferrocarril de Sóller schmücken.
Der zweite „Sóller-Maler“ ist Juli Ramis, der 1909 in Sóller
geboren wurde. Er gilt als einer der großen Maler Mallorcas in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bis zu seinem 19. Lebensjahr
lebte er auf Mallorca, dann ging er zu Studienzwecken nach
Barcelona, wo er seine Ausbildung absolvierte.
Der ständige Umgang mit anderen Künstlern sowie Museums- und
Galeriebesuche schulten seinen Blick. Bis zum Jahr 1936 wählte Juli
Ramis die figurative Darstellung, beeinflusst von Künstlern wie
Picasso, Matisse oder Modigliani.
Er experimentierte mit dem Fauvismus, dem Kubismus – eine
Stilrichtung, die er niemals ganz verlassen hat. 1939 ging
er nach Tanger, wo er die Ausdrucks-kraft ethnischer Kunst
entdeckte, die eindeutigen, ungefilterten Farben. Diese Farben, die
er oft verfremdete, brachte er in seine Arbeit ein. Aus dieser Zeit
datieren die ersten abstrakten Werke, eine Epoche, die bis in die
sechziger Jahre dauerte. In dieser Zeit gab es auch die ersten
wichtigen Ausstellungen.
Es folgten weitere Auslandsaufenthalte in London und ein
Stipendium in Mexiko, wo er sich vornehmlich der Bildhauerei
widmete. Zum ersten Mal verwendete er in seinen Werken
unterschiedliche Materialien wie Sand, Erde oder Holz.
1972 kehrte Juli Ramis endgültig nach Mallorca zurück und
ließ sich in Biniaraitx nieder, wo er bis zu seinem Tod 1990 lebte.
Es folgten viele bedeutende Ausstellungen im In- und Ausland; 1980
war in der Lonja eine Retrospektive mit 250 Bildern, Lithografien
und Zeichnungen zu sehen, die weit über die Landesgrenzen hinaus
Aufsehen erregte.
Im Juni dieses Jahres wird im Museum Es Baluard eine
umfangreiche Retrospektive seines Werkes zu sehen sein. Einige
seiner Arbeiten sind ab 8. Mai in den Ausstellungsräumen des
Bahnhofs von Sóller ausgestellt.
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