Wenn es den Mitgliedern des GOB wirklich ernst
ist mit dem Umweltschutz auf Mallorca, dann müssten sie das hier
mit eigenen Augen sehen.” Fritz Seikowsky, einer der Eigentümer der
vom Abriss bedrohten Villen in Llucalcari, steht in seinem Garten
und blickt sich um. Olivenbäume, Teile von alten Natursteinmauern,
wilder Rosmarin an einem waldigen Hang, sein Grundstück schmiegt
sich perfekt in die intakte Natur hoch über dem Meer.
Die Baugenehmigungen für Seikowskys und drei andere Häuser waren
einst von der Gemeinde illegal erteilt worden. Der GOB reichte vor
20 Jahren Klage gegen die Bausünde im Naturschutzgebiet ein. Vor
drei Jahren fällte der balearische Gerichtshof das endgültige
Urteil: Abriss und Wiederherstellung der Natur in ihren
ursprünglichen Zustand.
20 bis 30 Millionen Euro, so schätzte ein Anwalt schon vor
Jahren, würde die Vollstreckung des Urteils kosten, von der Planung
bis zu den Entschädigungszahlungen. „Wenn hier die Bagger anrollen
und vier Häuser in Schutt und Asche legen, das wäre eine wahre
Umweltsünde. Es würde Jahre dauern, bis die Natur sich von einem
solchen Kahlschlag wieder erholt.” Tragisch findet Fritz Seikowsky
auch, dass in der momentanen Lage niemand gewinnen würde, eine
echte „Lose-Lose-Situation”. „Ich würde mir wirklich wünschen, dass
sich alle Beteiligten mal an einen Tisch setzen und ein
vernünftiges Gespräch führen. Ich bin mir sicher, es könnte eine
bessere Lösung geben als den Abriss der Häuser.” Nur ein Bruchteil
des Geldes, zum Beispiel in einer Stiftung angelegt, könne doch
sinnvoll für den Naturschutz im Tramuntana-Gebirge eingesetzt
werden.
Dass die Häuser vor über 20 Jahren illegal erbaut wurden, davon
hat Seikowsky erst lange nach dem Kauf erfahren. Als Mitte der 90er
Jahre von der Gemeinde Deià nachträglich ein neuer
Flächennutzungsplan (Plan Especial de Territorio) genehmigt wurde,
gingen alle Beteiligten davon aus, dass es keine Probleme mehr
geben würde. Seikowsky selbst erhielt von der Gemeinde sogar noch
weitere Baugenehmigungen zur Fertigstellung eines Pools und zum Bau
einer Eingangsüberdachung.
Doch der GOB gab nicht nach, klagte auch gegen den „Plan
Especial”, der nur zu dem Zweck genehmigt worden sei, den Abriss zu
verhindern, und bekam recht. „Heute geht es den Klägern wohl nur
noch darum, das Urteil zu vollstrecken. Dass dabei alle verlieren,
die Natur, die Eigentümer und auch diejenigen, die diese sinnlosen
Kosten tragen müssen, wird vollkommen ausgeblendet”, sagt
Seikowsky.
Die Chance, jetzt noch durch Gespräche etwas zu retten, sieht
auch Seikowsky als sehr gering an. Doch bis die Abrissbirne nicht
da ist, hofft er, pflegt sein Grundstück wie immer. Wo ein Sturm
kürzlich Pinien umwehte, ließ er neue Zypressen pflanzen. Sollte er
sein Haus jedoch verlieren, müsse die Insel mit Hunderten von
Anzeigen gegen illegal erbaute Immobilien und viel Wirbel in den
deutschen Medien rechnen. „Das würde Mallorca als Residenteninsel
enormen Schaden zufügen. Nach einer solchen Prozessflut werden sich
potenzielle Käufer dreimal überlegen, ob sie hier ein Haus
erwerben, das vor Jahren unter vielleicht noch immer ungeklärten
Umständen erbaut wurde.”
Mittlerweile haben sowohl die zuständige Behörde des Inselrates
als auch die Regierung der Balearen Deiàs Bürgermeister Jaume
Crespí ihre finanzielle Unterstützung beim Abriss zugesagt. Crespí
drohen wegen Verschleppung des Urteils Strafzahlungen. „Sowohl
Francesc Antich als auch die Dezernentin des Inselrates für
Flächennutzung, Maria Lluïsa Dubon, haben mir in der vergangenen
Woche versichert, dass wir auf sie zählen können”, sagte Crespí.
Beim Inselrat sei dafür das erst kürzlich gegründete Amt für
Baukontrolle (Agencia de Disciplina Urbanística) zuständig.
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