Zunächst schien alles nur chaotisch. Doch dann
wandelte sich das Chaos zur geregelten Ordnung. Die rund 60 Gruppen
aus 35 Ländern, die am diesjährigen 13. World Folkdance Festival
teilnehmen, versammelten sich zur Auftaktveranstaltung am Borne.
Die Veranstalter hatten gut vorgesorgt.
Doch schon bevor der Umzug durch die Straßen der Stadt losging,
begannen die meisten Gruppen zu tanzen. Dicht gedrängt zeigten sie
einem zahlreichen Publikum ihr Können.
Julia Bröhling und Timo Hoffbauer leiten die Winninger Winzer-,
Trachten- und Tanzgruppe. „Wir sind die Werbeträger unserer Region
an der Mosel“, sagt Julia Bröhling. Die Tänzer und Musiker, die aus
vielen verschiedenen Berufen kommen, sind erfahren in Sachen
Festival. „Wir waren schon in China, in Mexiko, den USA und
praktisch in ganz Europa. Und wir sind vor Bundespräsident Köhler
aufgetreten. Aber auf Mallorca sind wir zum ersten Mal“, erzählt
Bröhling. Die Gruppe ist gut vorbereitet für das Festival: „Wir
üben jede Woche mindestens zwei Stunden.“
Mallorca-erfahren sind die Adlington Folk Dancers aus der
englischen Grafschaft Cheshire, die in historischen Kostümen des
17. und 18. Jahrhunderts auftreten: „Wir sind bereits zum vierten
Mal hier, das erste Mal kamen wir 1991“, sagt Reg Battle und
grinst. „Wir sind vermutlich die Ältesten beim ganzen Festival. Und
wir haben einen Mordsspaß.“ 18 Musiker und Tänzer sind gekommen und
zeigen traditionelle Tänze aus der Zeit ihrer Kostüme.
„Es macht einfach Spaß“, sagt Hedwig Engelshove von den
„Dreihdanzers“ aus Lingen im Emsland. „Zu Hause üben alle 100
Mitglieder jede Woche in fünf Gruppen unterschiedlicher
Altersklassen; wir haben alleine vier Musikgruppen. Und wir sind
stolz darauf, unser Kulturgut pflegen zu können. Auf Reisen spielt
natürlich auch die Geselligkeit eine Rolle.“
Die Trachtenkapelle Glottertal aus dem Schwarzwald gibt es schon
seit 1826, die Trachtengruppe seit 1926. „Wir haben 170 aktive
Mitglieder“, sagt Christoph Meier. „Hier sind wir nur mit einer
kleinen Abordnung.“ Die deutschen Gruppen nehmen nicht am
Wettbewerb des Festivals teil: „Gegen Gruppen aus Osteuropa haben
wir keine Chance“, sagt Meier. „Das sind reine Profis.“ Profis sind
auch Anjalie Gupta und Ashok Maradj von der Gruppe Nrityanjalie aus
dem indischen Mumbai: „Wir beide werden vom Staat gefördert. Aber
die Mitglieder der Gruppe sind alle Laien.“
Was macht AnJalie, wenn ihre Gruppe gewinnt? „Dann öffnen wir
eine große Flasche Champagner“, sagt sie und tanzt weiter den Borne
entlang. Alle Teilnehmer des Festivals zahlen Anreise und
Aufenthalt selbst, was für die Estampas de México, die die
vielleicht schönsten Kostüme zeigten, ein großes finanzielles Opfer
ist. „Aber es ist eine Ehre, unser Land zu repräsentieren“, sagt
José Sanchez.
Über Finanzen will Dukundane Jean de Dieu aus Ruanda gar nicht
sprechen: „Wir sind hier – das zählt.“ Und sie trommeln und wiegen
sich und tanzen. Gemeinsam mit den Rumänen, mit den Türken, die in
London eine Volkstanzschule gegründet haben: „Auch im Exil muss man
seine Identität bewahren“, sagt Fazil Kucuk.
PROGRAMM
Donnerstag, 16. April: Von 10.30 bis 13.30 Uhr und von 17
bis 20 Uhr. Plaça d'Espanya, Plaça Major, Plaça Cort, Vía Roma,
Parc de la Mar und Pueblo Español. Wettbewerb von 10.15 bis 13.30
Uhr und von 15.15 bis 19 Uhr im Teatre Principal. Sonderauftritt
ausgewählter Gruppen um 21.30 Uhr im Teatre Principal.
Freitag, 17. April: Von 10.30 bis 14 Uhr und 17 bis 20 Uhr.
Auftritte wie am Donnerstag.
Samstag, 18. April: Von 10.30 bis 14 Uhr Auftritte wie am
Donnerstag. Um 18 Uhr im Parque Sa Riera: Abschlussumzug und
Preisverleihung.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.