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Ein sinnlicher Genuss; bei diesem Spiel dreht sich alles um Früchte: Orangen, Zitronen, Weintrauben, Feigen, Mandeln, Oliven. Und natürlich geht es um Mallorca, das gute alte Mallorca, als die Landwirtschaft noch das Rückgrat der Inselökonomie stellte und die Bauern ihre Ernte mit Eselskarren auf die Märkte der Dörfer fuhren, um dort ihre Waren zu verkaufen.

Doch es ist nicht ausschließlich liebliche Nostalgie, die dem neue Familienspiel namens „Finca” entströmt. Spieleautor Ralf zur Linde, der selbst eine Ferienfinca bei Artà besitzt, hat auch jede Menge Anreize aus dem modernen Wirtschaftsleben eingebaut: Der Wert der Früchte ist so volatil wie Aktienkurse an der Börse. Wer eben noch mit dem großen Reibach rechnete, kann im nächsten Moment wie auf faulen Subprime-Krediten sitzen. Gefragt ist immer „Just-in-time”, also die Lieferung zur punktgenauen Zeit. Ohne Planung, Strategie und dem „Quäntchen Gier”, wie es Börsianern und Bankern eigen zu sein scheint, ist mit den Früchten kein Cash zu machen.

Das Spiel der deutschen Verlage Schmidt Spiele und Hans im Glück ist in mehrfacher Hinsicht genial: Der Spielverlauf wird nicht vom Zufallsprinzip Würfel bestimmt, sondern von den Entscheidungen der Spieler. Übersicht und Bauernschläue sind gefragt. Die Bedingungen für die Züge fallen in jedem Spiel anders aus, da einige Karten jeweils nicht zum Einsatz kommen. Spaß bereitet zusätzlich die schöne Verarbeitung. Die Spielsteine, 108 Früchte aus Holz, sind liebevoll verarbeitet, das Spielbrett mit Mallorca-Karte weckt Erinnerungen an Urlaube und Ausflüge. „Finca” zieht sich auch nicht endlos in die Länge. Die Spielzeit beträgt um die 45 Minuten. Denn der Landwirt, der die meisten Früchte an den Mann bringt, baut sich mit dem Geld ein fette Immobilie auf den Acker. Das ist dann das Ende der Landwirtschaft. Eine Agrarkrise auf der Insel, wie im realen Leben.

Familienspiel „Finca”, Verlag Schmidt Spiele, gut erklärte Anleitung, für zwei bis vier Spieler, geeignet ab zehn Jahren; um 28 Euro.