Auf dem Gang zu den Ausstellungsräumen hängen
Büschel aus heimischen Kräutern, wie wir sie aus unseren Gärten
kennen. Überhaupt sind uns viele Exponate der neuen Ausstellung
„Power Food“ im Museum Es Baluard in Palma aus dem Alltag vertraut:
Suppenschüsseln, historische Keramiken zur Aufbewahrung von
Medikamenten und Kräutern, alle nur möglichen Gefäße für Öle und
Vitamine bis zu Werbung von Nahrungsmitteln und vieles andere mehr.
„Power Food“ ist eine Ausstellung rund ums Essen und Trinken. Die
Idee dazu hatten der katalanische Künstler Antoni Miralda
(Barcelona 1942) und die Stiftung FoodCultura. Gemeinsam
entwickelten sie die Zusammenstellung der Exponate mit dem
baskischen Museum Artium, wo die Schau schon im vergangenen Jahr zu
sehen war. Es sind insgesamt 500 Exponate: in Vitrinen, als
Installation oder Video.
„Power Food“ will zeigen, dass Essen und Trinken mehr ist als
biologische Notwendigkeit, dass Nahrung in fast allen Aspekten
unseres Lebens vorhanden ist. Von der bloßen Notwendigkeit zu
überleben bis zur Spiritualität. So sind viele „Alicamentos“
vorhanden, eine Wortschöpfung, die sich aus „Alimento“
(Lebensmittel) und „Medicamento“ (Arznei) zusammensetzt. In dieser
Sektion der Ausstellung sind auch Aphrodisiaka, Salben und
Gesundheitsliköre zu finden. Dazu ein Video, das ein Voodoo-Ritual
zeigt.
Coca-Cola als Inbegriff amerikanischer Identität, aber auch als
Symbol für ein vermeintlich besseres Leben darf in einer
Ausstellung wie „Power Food“ nicht fehlen. Die mit bunten
Pailletten verzierten Coca-Cola-Flaschen kommen aus Indien. Auch in
dem indisch/englischen Film „Slumdog Millionaire“ spielt Coca Cola
diesem Gedanken entsprechend eine zentrale Rolle.
Natürlich ist Essen und Trinken immer auch direkt mit Religion
verbunden, mit Tabus, Verboten und Vorschriften. So stehen
Abbildungen des Abendmahls oder von Märkten, die inzwischen auch
als touristische Attraktion vor allem in Ländern der Dritten Welt
gelten, neben Energydrinks.
Eine Installation zeigt in abstrakten Zahlen die Weltproduktion
verschiedener Lebensmittel und den entsprechenden Verbrauch und
Bedarf neben Kalorien- und Nährwertangaben jener
Nahrungsmittel.
Essen in der Mythologie – einst und jetzt. So ist Mickey Mouse
und ihr Käse ebenso zu finden wie der vergiftete Apfel von
Schneewittchen oder die amerikanische Comic-Figur Popeye und ihr
berühmter Spinat. Dank Popeye stieg der Verbrauch an Spinat in den
30er Jahren um mehr als 30 Prozent und liegt heute noch an erster
Stelle der beliebtesten „Kinderessen“ – nach Eiscreme.
Zur Ausstellung wurde ein Buch herausgegeben mit Texten zum
Thema. Darin heißt es unter anderem, dass in den Jahren 2007 und
2008 nach Angaben der Food and Agriculture Organization (englisch
für „Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation“) weltweit die
Kosten für Lebensmittel um 52 Prozent gestiegen sind.
An anderer Stelle schreibt der Wissenschaftler Abel Mariné: „Was
das Essen betrifft, teilt sich die Welt in zwei Hälften: In die,
die nicht schlafen, weil sie Hunger haben, und in die, die nicht
schlafen, weil sie Angst vor jenen haben, die hungern.“
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