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War Christoph Kolumbus, der Entdecker der Neuen Welt, ein Genuese, wie dies nahezu überall auf der Welt die herrschende Auffassung ist? Oder war er vielmehr ein Mallorquiner, ein Mann, geboren in Felanitx? Auf der Insel selbst gibt es nicht wenige, die diese These verfechten. Für sie besteht kein Zweifel: Tofol Colom, wie der Name Kolumbus' auf Mallorquinisch lautet, war einer der Ihren. Und die Zahl der Anhänger jener "Mallorquinität" des großen Seefahrers und Entdeckers wächst seit Jahren.

Dass dem so ist, ist dem Werk des unermüdlichen Heimatforschers Gabriel Verd Martorell zuzuschreiben. Verd, ein Autodidakt mit dem Eifer eines wahrhaftigen Entdeckers, widmet seit 35 Jahren seine Freizeit dem Ziel, Licht in das Dunkel um Christoph Kolumbus zu bringen.

Denn die Herkunft des "Großadmirals" - diesen Titel hatte der Entdecker von den Katholischen Königen erhalten - ist umstritten. Neben der Genueser- und der Mallorca-These gibt es eine Reihe weiterer Orte, die Kolumbus für sich beanspruchen. Der Seefahrer dürfte die einzige Persönlichkeit der Geschichte sein, der bis zu 14 Geburtsorte und mindestens zwei Grabstätten zugeschrieben werden.

Auf seinem Feldzug für die Anerkennung Kolumbus' als Mallorquiner ist Gabriel Verd schon mancher Erfolg beschieden gewesen. Mit seinen Buchveröffentlichungen sorgte er für Aufsehen auch auf dem Festland, denn ein mallorquinischer Kolumbus wäre zugleich ein "spanischer" und kein "italienischer" Amerika-Entdecker. Letztlich war es das permanente Navigieren Verds, das im Jahre 2003 die Öffnung des Kolumbus-Sarkophags in der Kathedrale von Sevilla anstieß. (Die zweite Grablege wird in Santo Domingo in der Karibik vermutet.) Damals kamen nur 200 Gramm Knochenreste ans Tageslicht, die jedoch per Gentest eindeutig Kolumbus zugeschrieben werden konnten.

Mit einem wissenschaftlichen Kolumbus-Symposium, dass erstmals auf Mallorca abgehalten wurde, gelang Gabriel Verd ein weiterer Meilenstein, um seine Insel-Theorie auf eine internationale Plattform zu stellen. An der Tagung, die am vergangenen Samstag in Costitx stattfand, beteiligten sich führende Köpfe der Kolumbus-Zirkel in Spanien und der Dominikanischen Republik. Mit dem Duque de Veragua war ein direktor Nachkomme Kolumbus' und Sprecher des Familie anwesend. Für Aufsehen sorgte José María Segovia. Der Mediziner aus Huelva ging der Frage nach, wie Kolumbus tatsächlich ausgesehen haben mag. Alle bekannten Porträts in Öl stammen aus der Zeit nach seinem Tod. Einzig ein Porzellan-Relief des Renaissance-Künstlers Guido Mazzoni scheint tatsächlich um 1504 entstanden zu sein. Es dürfte als einziges einen authentischen Blick in das Gesicht des gealterten Kolumbus' gestatten. Er starb 1506.

Die Argumente Verds, mit denen er seine Thesen untermauert, beruhen unter anderem auf mallorquinischen Worten in Kolumbus' Schriften. Der Seefahrer ist für ihn der uneheliche Sohn des aragonesischen Prinzen von Viana und der Mallorquinerin Margalida Colom. In den vergangenen Jahren hat Verd mit Helfern das Quellenmaterial aus Felanitx unter die Lupe genommen und viele Indizien angehäuft. Selbst das Geburtshaus von Kolumbus glaubt Verd in der Finca Son Ramonet gefunden zu haben.

Schon in den 1970er Jahren hatte in Felanitx der Heimatforscher Juan Cerdà ein kleines Kolumbus-Museum auf der Finca Son Colom eingerichtet. Heute weiß man indes, jene Immobilie kam erst im Jahre 1500 in den Besitz eines Colom. Und darum konnte der spätere Westwärts-Segler Tofol Colom zumindest nicht in jenem Haus das Licht der (Alten) Welt erblickt haben.