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Extrem-Insel-Hopping: Am Wochenende ist Tony Marshall gerade aus Tahiti zurückgekommen, Montagabend tritt er schon wieder im Hotel „Playa Santa Ponça” auf Mallorca auf. Von Ermüdung beim immerhin 70-Jährigen indes keine Spur. „Sie sind ein Glückspilz”, scherzt er gut gelaunt mit einem Senior, der mit seiner Frau und zwei ihrer Freundinnen um ein Autogramm bittet: „In Begleitung von gleich drei Damen.”

Er selbst hat auch keinen Grund zur Klage: In Französisch-Polynesien ist Tony Marshall von Staatspräsident Gaston Tong Sang just mit dem höchsten Orden des Landes ausgezeichnet worden, dem „L'Ordre de Tahiti Nui”. Warum? Weil sein Lied „Bora, Bora” von 1978, das rund eine Million Mal verkauft wurde, dem kleinen Land nicht nur jede Menge Popularität, sondern auch Touristen beschert hat... Ob er so einen Song (in Zeiten der Krise) nicht auch für Mallorca kreieren könne? Diese Insel, sagt Tony Marshall, ehre er heute mit einem anderen, seinem brandneuen Titel: „1000-mal an dich gedacht.”

Außerdem: „Ich bin ja nicht der König von Mallorca.” Es würde ihm auch nie einfallen, sich einen solchen Titel selbst zu verleihen. Der Präsident von Tahiti habe ihn angerufen und ihn schon im vergangenen Jahr eingeladen, um ihm die Ehrenbürgerschaft der Insel zu verleihen. Nach seiner jetzigen Auszeichnung gab er in der Hauptstadt Papeete ein Benefizkonzert für das SOS-Kinderdorf der Insel.

Eine Patenschaft für ein kleines Mädchen von dort hat der dreifache Vater auch gleich übernommen, und überhaupt stellt er seine „Gute-Laune-Melodien” gern in den Dienst der guten Sache: „Wenn ich gebeten werde, in Kinder-Einrichtungen oder für behinderte Menschen zu singen, mache ich das, wenn mein Zeitplan es gestattet.” Mit seiner Tochter Stella, die seit ihrer Geburt an Epilepsie und Zerebralparese leidet, hat er schon 1999 die „Tony-Marshall-Stiftung” gegründet, die sich für die Schaffung behindertengerechter Wohn- und Arbeitsplätze einsetzt.

Seine Popularität macht's möglich, dabei empfindet der „Fröhlichmacher der Nation” seinen Millionenhit von 1971, „Schöne Maid”, als „verfluchten Segen”. Als Produzent Jack White ihm, dem Opernsänger mit Staatsexamen (Karlsruher Musikhochschule), das Lied damals anbot, lehnte er zunächst ab: „War mir zu seicht.” Um vom „Schlager-Fuzzi”-Image wegzukommen, geht er inzwischen auch andere Wege: So stand er im „Frankfurter Volkstheater” über 120-mal als Tevje im Musical „Anatevka” auf der Bühne. Verhandlungen für die nächste Musical-Rolle als Professor Higgins in „My Fair Lady” laufen.

Und dann steht noch eine Premiere mit Sohn Marc, ebenfalls examinierter Opernsänger, an: Am 7. März wird Tony Marshall erstmalig mit dem Filius gemeinsam auf der Bühne des Festspielhauses Baden-Baden (seiner Geburtsstadt) zu sehen sein. Dann werden die beiden wahrscheinlich wieder „richtig singen”, wie Tony Marshall das auch gern mal bei seinen eigenen Konzerten macht: „Ohne Technik und ohne Playback.”