Die derzeitige Wirtschaftskrise setzt den Hoteliers auf Mallorca
schwer zu. Der britische Quellmarkt schwächelt, der spanische
ohnehin, selbst beim deutschen ist die Entwicklung ungewiss. Hinzu
kommt, weite Teile der touristischen Infrastruktur etwa an der
Playa de Palma gelten als veraltet. Newcomer am Mittelmeer wie die
Türkei drohen mit luxuriösen Neubauten der hiesigen Branche den
Rang abzulaufen. Der Konkurrenzdruck wächst.
Aus diesem Grund hat sich der balearische Tourismusminister
Miquel Nadal entschlossen, die Hotellerie auf den Inseln
voranzutreiben, die Verwaltungsmaschinerie zu beschleunigen und die
Genehmigungsverfahren zu vereinfachen. Abhilfe soll ein
„Gesetzesdekret für dringliche Maßnahmen auf dem Tourismussektor”
schaffen, das in politischen Kreisen der Einfachheit halber
schlicht „decreto Nadal” genannt wird. Das Ministerium hatte den
Entwurf dazu Anfang Dezember vorgestellt und mit der Verabschiedung
durch das Kabinett bis zum Jahresende gerechnet. Das Dekret sieht
vor, jene städtebaulichen und behördlichen Vorgaben, die bei der
Modernisierung von Hotelanlagen eine Rolle spielen, für die Dauer
von zwei Jahren außer Kraft zu setzen.
Die Hoteliers und Arbeitgeber lobten den Vorstoß als wichtigste
Maßnahme auf touristischem Gebiet seit 20 Jahren. Auch die
konservative PP-Opposition macht sich für die Annahme des
Nadal-Dekrets stark.
Allerdings ist das Dekret noch immer nicht in trockenen Tüchern.
Widerstand kommt vom Juniorpartner der Balearen-Regierung, dem
linksgerichteten Bloc. Sie wollen Erweiterungsarbeiten an den
Hotels nur zulassen etwa für Fahrstühle, Feuertreppen, innovative
Energieversorgung, Innen-Pools oder Kellerausbauten.
Bei der Unió Mallorquina weiß Nadal als Vorsitzender seine
Partei hinter sich. Von den Sozialisten macht sich Regierungschef
Francesc Antich für das Dekret stark, Tourismus sei für die
Balearen oberste Staatsangelegenheit. Dagegen scheint vor allem der
ebenfalls PSOE-dominierte Inselrat auf die Einhaltung der
städtebaulichen Vorgaben bestehen zu wollen.
Alle Beteiligten stehen unter Druck. Denn es steht viel Geld auf
dem Spiel. Madrid hat zur Modernisierung veralteter Hotelstrukturen
in Spanien 400 Millionen Euro an weichen Krediten bereitgestellt
(„plan renove”). Von 22. Januar an können die Mittel unter
Einreichung von Projekten beantragt werden. Wer zuerst kommt, wird
zuerst bedient, immer der Reihe nach. Allein auf den Balearen
sollen über 500 Anträge in Vorbereitung sein. Die
Archipelsregierung will für die Hoteliers sogar den Zinsdienst
übernehmen.
Doch die bestehenden Bau- und Tourismus-Verwaltungsgesetze sind
nach Nadals Worten zu starr. Aus diesem Grunde sollen sie für zwei
Jahre ausgesetzt werden.
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