Herrlich liegt der Eingang zur Höhle von Campanet. Von den
Terrassen der Halbhöhenlage aus öffnet sich der Blick ins Tal,
Katzen liegen in der Sonne. Was hat diese stille Cafeteria mit dem
Gesa-Hochhaus in Palma gemeinsam? Beide wurden vom Architekten
Josep Ferragut entworfen.
Die Fünfjährige möchte endlich eine echte Höhle kennenlernen.
Von innen, mit Taschenlampe. Schuld ist ein Kinderbuch über
Piraten. Die versteckten ihren Schatz in einer Höhle. Der will
entdeckt sein.
Auch Bartomeu Palou, genannt „Xineta”, wähnte sich bereits als
Entdecker eines Schatzes. Zwar kein Gold, aber immerhin eine
mächtige Wasserader. Das hoffte er zumindest, 1945, als Quellwasser
auf Mallorca viel Geld wert war.
Xineta arbeitete auf dem Landgut So na Pacs als Schäfer und
Trockensteinmaurer. Als er einen Stein aus der Erde herauslöste und
darunter ein Loch vorfand, aus dem Luft strömte, ahnte er etwas.
Xineta erweiterte das Loch und betrat als Erster eine Höhle, die
heute als „Coves de Campanet” jedes Jahr bis zu 30.000 Besucher
anlockt.
Der Maurer stieß auf unzählige Tropfsteine, nicht jedoch auf
eine unterirdische Quelle. Denn in dem karstigen Gestein versickert
im Vergleich zu anderen Höhlen nur wenig Wasser. Da beeindruckt es
umso mehr, dass sich dort in vier Millionen Jahren jene gewaltigen
Stalagtiten, Stalagmiten und übrigen Kalkformationen entwickeln
konnten.
„Das sind unsere Spaghettis”, sagt die Höhlenführerin Clara. Da
das Sickerwasser teils so gering ist, bilden sich feinste
Tropfsteine, die wie einzelne Nudeln von der Decke herabhängen. Sie
sind die zierlichsten Kalksteingebilde ihrer Art in ganz Europa,
auch wenn es sich eigentlich um Makkaroni handelt. Denn inwendig
sind die Röhrchen hohl.
Auf diese Nudeln hatten die Piraten keinen Appetit. Darum
versteckten sie auch kein Gold in der Höhle. Das gibt es im Shop
darüber. Die Fünfjährige wünscht sich eine verzierte Blechdose. Im
Sonnenlicht glitzert sie tatsächlich wie Gold.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.