Zuschauer der ARD saßen diesmal nicht in der ersten Reihe, und
auf dem Zweiten sah man auch nicht besser. Bei der Live-Übertragung
der Amtseinführung Barack Obamas hatten die beiden deutschen
TV-Sender den Originalton so weit heruntergeregelt, dass von der
Riesenstimmung vor dem Kapitol, von der die Moderatoren ständig
schwärmten, akustisch so gut wie nichts in unseren Wohnzimmern
ankam.
So erwies es sich als klug, auf CNN umzuschalten. Der
US-Nachrichtensender brachte die unglaubliche Begeisterung der
Millionen in Washington eins zu eins rüber, und nur hier erschloss
sich geballt, warum Obama wie ein Messias gefeiert wurde.
In der Tat ist aus dem Hoffnungsträger nicht nur in Amerika,
sondern weltweit der kommende Erlöser geworden, der die Menschheit
aus dem tiefen Tal herausführen wird. Aus der Hoffnung auf Obama
ist Vertrauen in Obama geworden – eine gewaltige Last, die da einem
Einzelnen aufgebürdet wird. Zu gewaltig?
In seiner nicht nur von den Schwarzen begeistert aufgenommenen
Antrittsrede zeichnete er seinen Kurs klar vor: Einigkeit statt
Zwietracht, entschlossenes Handeln in der Wirtschaft,
Unnachgiebigkeit gegenüber dem Terror, Versöhnung mit der
muslimischen Welt, energischer Kampf gegen Hunger und Armut und für
den Klima-schutz. Er beschwor „eine neue Ära der Verantwortung –
die Erkenntnis jedes Amerikaners, dass wir Pflichten haben, uns
selbst gegenüber, gegenüber unserer Nation und der Welt”.
Eine eindrucksvolle Antrittsrede; es lohnt sich, sie im Internet
noch einmal nachzulesen. Denn sie macht auch klar: Da ist einer,
der genau weiß, was er will. Da ist einer, der an seine Kraft, die
seines Volkes und die seiner Freunde in der Welt glaubt. Da ist ein
Politiker, von dessen Format und Talent es nicht viele auf dieser
Welt gibt. (Kein Sarkozy, der gleich tönte, er wolle „mit Obama die
Welt ändern”). Da ist einer, der es wirklich schaffen kann, der
unser aller Vertrauen und unser aller Unterstützung verdient.
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