Tariferhöhungen, Gesundheitsreform, Kostenexplosion und
Wirtschaftskrise, das Thema "Krankenversicherungen" ist auch auf
Mallorca immer wieder ein Thema. Zuletzt sorgte die drastische
Beitragserhöhung der deutschen Privatversicherung UKV auf der Insel
für viel Wirbel. Doch wer genauer hinsieht, der wird feststellen,
dass die Beiträge der hiesigen Anbieter nach wie vor weit unter
denen einer privaten Krankenversicherung in Deutschland liegen.
Dort kann eine vergleichbare Vollversicherung gut das Doppelte
kosten.
"Den Wechsel in eine andere Versicherung sollte man sich immer
gut überlegen. Argumente deutscher Anbieter auf dem hiesigen Markt,
bei einem Rückzug nach Deutschland würde man problemlos von der
entsprechenden Versicherung dort wieder übernommen, sind ja seit
der Gesundheitsreform hinfällig", betont Klaus Gabriel,
Geschäftsführer der Lux Wirtschaftsassekuranz in Port
d'Andratx.
Heute habe jeder das Recht und sogar die Pflicht, zu bezahlbaren
Tarifen wieder in die alte Kasse zu wechseln.
Einen Rundumschutz mit voller Kostenübernahme zum
Schnäppchenpreis gebe es heute nirgends. Die Behandlungskosten
steigen, und mit ihnen die Tarife der Versicherer, so Gabriel. Doch
das Preis-Leistungsverhältnis der spanischen Privatversicherer
werde im Gegenzug auch immer besser. Durch die große Zahl ihrer
Mitglieder seien diese Unternehmen in der Lage, bei Ärzten und
Kliniken spezielle Verträge auszuhandeln, die in Form von günstigen
Beiträgen an die Kunden weitergegeben würden. Selbst das alte
Argument, die spanischen Versicherungen könnten einem Kunden
jederzeit kündigen, zähle schon längst nicht mehr. "Die AXA
beispielsweise garantiert vertraglich einen Kündigungsschutz vom
ersten Tag an, die DKV nach drei Jahren Mitgliedschaft."
Dies bedeute keinesfalls, dass man bei anderen spanischen
Versicherungen jederzeit Angst vor einer Kündigung haben müsse,
betont Anke Sevenster, Geschäftsführerin der AXA-Agentur auf
Mallorca. "Wir werben mit dieser Garantie, weil wir wissen, wie
damit bei Patienten Angst geschürt wird. Tatsache ist aber, dass es
den spanischen Privatversicherungen gesetzlich untersagt ist, einen
Kunden während einer Krankheit oder einer Behandlung zu kündigen",
sagt Sevenster. Und dass eine Versicherung einem gesunden
Beitragszahler gekündigt habe, sei wohl noch nie vorgekommen. Nur
wer bei dem Eintritt Vorerkrankungen verschweige, könne hinterher
natürlich Probleme bekommen.
Die deutsche UKV wirbt trotzdem mit ihrem Kündigungsschutz nach
deutschem Recht. Dies ist für Sven Lindenberg, UKV-Vertreter auf
Mallorca, eines der wichtigsten Argumente, um sich dort zu
versichern. Dass eine Kündigung bei den spanischen Anbietern völlig
ausgeschlossen sei, das bezweifelt Lindenberg. "Ich habe früher
lange für spanische Versicherungen gearbeitet und weiß aus
Erfahrung, dass es aus reinen Kostengründen schon Kündigungen
gegeben hat. Vielleicht nicht während einer Behandlung, aber davor
oder danach." Das könne einem als Kunde der UKV nicht
passieren.
Als Arzt hingegen sehr wohl. Denn wenn der Privatarzt der
Versicherung zu teuer erscheint und nach Ansicht der Prüfer
überhöhte Rechnungen ausstellt mit Leistungen, die entweder nicht
erbracht wurden oder medizinisch nicht notwendig waren, dann trennt
sich die UKV von diesen Ärzten. "Auf Mallorca betrifft das
Einzelfälle", sagt Sven Lindenberg. "Unsere Mitglieder sind darüber
informiert. Wer noch in laufender Behandlung ist, kann auch von
diesen Ärzten noch drei Monate lang Rechnungen einreichen. Wir sind
dabei auch auf viel Verständnis bei unseren Mitgliedern gestoßen,
denn hohe Kosten schlagen sich später wieder auf erhöhte Tarife
nieder."
Mit günstigeren Tarifen wirbt die UKV seit Neuestem durch den
"Iberica-Flexible-Tarif", der aber auch weniger Leistungen
beinhaltet als der frühere Iberia-Salud-Tarif. Hier werden zum
Beispiel 80 Prozent der Behandlungskosten des Arztes erstattet,
allerdings nur bis 5000 Euro. Überschreitet die Behandlung dieses
Limit, werden wieder 100 Prozent erstattet.
Diskussionen um das Preis-Leistungsverhältnis gibt es in der
Sozialversicherung nicht. "Wer in Spanien fest angestellt ist oder
als Selbstständiger arbeitet, landet automatisch in der 'Seguridad
Social'", erklärt Anke Sevenster das spanische Gesetz. Das dortige
Leistungsangebot sei für alle Versicherten gleich. Darüber hinaus
könne man sich zu vergleichsweise günstigen Tarifen eine private
Zusatzversicherung wählen. Residenten, die auf der Insel keiner
Beschäftigung nachgehen, haben nur die Option der privaten
Versicherung, sofern sie nicht Familienmitglied eines
Sozialversicherten sind.
Angst vor Sprachbarrieren müssen Residenten bei den spanischen
Versicherungen nicht mehr haben, denn viele nehmen auch immer mehr
deutsche Ärzte unter Vertrag. Wer über die Vertragsärzte hinaus den
Arzt seiner Wahl konsultieren möchte, der bekommt bei vielen
Anbietern 80 Prozent der Kosten erstattet. Gemeinsam ist allen
spanischen Privaten, dass bei den Grundtarifen weder Medikamente
noch Hilfsmittel wie Brillen, Krücken oder Gipsverbände erstattet
werden, und es für Zahnbehandlungen nur Basisdeckungen gibt.
Weitere Tarife mit noch umfangreicheren Leistungen bietet zum
Beispiel die DKV, die freie Arztwahl auch in Deutschland und sogar
weltweit anbietet. Außerdem gibt es die Möglichkeit, durch die
Zahlung einer sogenannten "Anwartschaft" die früher angesammelten
Altersrückstellungen zu sichern und diese bei einer Rückkehr nach
Deutschland für günstige Tarife zu nutzen.
"Das lohnt sich vor allem bei Menschen ab 50, die vielleicht
schon 15 oder 20 Jahre in Deutschland DKV-versichert waren, bevor
sie ins Ausland gingen", erklärt Klaus Gabriel dieses spezielle
Angebot der DKV.
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