Wenn man die Plaça d'Espanya als das
neuralgische Zentrum Palmas ansieht, dann kann man dichter daran
nicht logieren: Mit dem Palacio Avenida ist die Stadt seit dem 7.
Januar um ein City-Hotel reicher. Das Vier-Sterne-Plus-Haus mit
seinen 68 Zimmern befindet sich an der Ecke Avenida Alexandre
Rosselló und Carrer Marquès de la Fontsanta, direkt am Bahnhofspark
und diagonal hinter dem linken Schulterblatt König Jaume I. auf
seinem heroischen Reiterstandbild.
Gut zehn Millionen Euro hat das Unternehmen Urban Rustic Hotels
(UR Hotels) in die Renovierung des Gebäudes investiert, nachdem es
den neun Stockwerke hohen Bau im Jahre 1999 erworben hatte. Den
Palmesanern ist das „Edificio Avenida” ein wichtiger Bezugspunkt
ihrer städtischen Topographie. Nicht nur, weil das 1941 errichtete
Gebäude ein Werk des bekannten Architekten und Stadtplaners Gabriel
Alomar war, das mit rationalistischer Fassade klassisch-moderne
Akzente setze und lange Zeit das höchste Bauwerk Palmas darstellte,
sondern auch, weil es von 1943 an im Erdgeschoss das Kino Avenida
beheimatete. Das Lichtspielhaus existierte bis weit in die 90er
Jahre. Der letzte Film, der über die Leinwand flimmerte, war ein
Comicstreifen mit Asterix und Obelix.
„Uns lag es sehr am Herzen, die Kinoatmosphäre des Gebäudes zu
bewahren”, verrät Jorge González, Generaldirektor für UR Hotels.
Ihr Ziel haben die Macher erreicht. Das ehemalige Vestibül des
Kinos beherbergt heute die Hotelrezeption. Ihr haftet nach wie vor
ein Hauch Glamour der einstigen High-Tech-Branche Filmindustrie an.
Wo einst die Zuschauer in ihren Sitzplatzreihen dem Alltag in
Zelluloid-Fantasien entflohen, befindet sich heute eine
durchgestylte Cocktailbar. Die mit dem Halbedelstein Onyx
verkleideten Wände erinnern an den coolen Art-Déco-Chic der 1930er
Jahre. Im Anschluss an die Bar präsentiert sich das Restaurant des
Hotels. Wo sich die einstige Kinoleinwand befand, ist eine
überdimensionale Bildwand postiert, deren historisierendes Gemälde
an den Einzug Napoleons in Marseille erinnert.
Auch sonst haben die Inneneinrichter unter den Auspizien des
Philippe-Starck-Adepten Bruno Borrione Kino-Reminiszenzen zu nutzen
gewusst. Im Lager des alten Lichtspielhauses waren sie auf große
Panele gestoßen, die einst mit den Ankündigungen der jeweils
neuesten Filme per Hand bemalt und übermalt wurden. Einige dieser
kurzlebigen Kunstwerke hatten in Vergessenheit überdauert. Jetzt
wurden sie zu neuem Leben erweckt, um das Restaurant, die
Rezeption, die Lobby und das neu geschaffene „Café Avenida” zu
schmücken. Die Werke beschwören legendäre Filmproduktionen wie
„Lolita” oder die nicht minder kesse „Bambola”.
Das Edificio Avenida war einst als Wohn- und Bürohaus konzipiert
worden. Es gab dort in den oberen Stockwerken Arztpraxen und
Anwaltskanzleien, viele Palmesaner tragen sehr individuelle
Erinnerungen an das Gebäude. Der Umbau erfolgte unter strengen
Auflagen des Denkmalschutzes. Neben der Außenfront wurde vor allem
das zentrale Treppenhaus aus schwarzem und weißen Marmor samt
seinem Messinggeländer als erhaltenswert deklariert.
Jetzt warten die Etagen mit Hotelzimmern auf, die aufgrund der
Raumaufteilung in der Regel über vier Fenster verfügen. Das
Isolierglas sperrt den Straßenlärm komplett aus. Das natürliche
mediterrane Licht und die Ausblicke auf die pulsierende
Balearen-Metropole hingegen machen die Flachbild-Fernseher in den
Zimmern nahezu überflüssig. Aus der 200-Quadratmeter-Suite im
obersten Stockwerk, Zimmernummer 1901, samt exklusiver Terrasse,
ist der Panoramablick über Palma, das Meer und die Berge
spektakulär. Hier kostet die Nacht zum Eröffnungsangebot (bis Mitte
Februar) rund 400 Euro. Ein Standardzimmer ist derzeit für 125 Euro
pro Nacht zuzüglich Mehrwertsteuer zu haben.
Die Kette UR Hotels umfasst neben dem Palacio Avenida die
Strandhotel Azul Playa und Portofino, beide in Ciutat Jardí, sowie
das Misión de San Miguel in Palmas Altstadt. Mit Letzterem begann
im September 2006 das Wachstum des Familienunternehmens, hinter dem
eine schwedische Mallorca-Residentin steht.
Der Zeitpunkt für die Eröffnung eines Hotels ist angesichts der
Wirtschaftskrise nicht ideal, räumt Jorge González ein. Nach
Angaben des Hotelverbandes Palma-Zentrum sank die durchschnittliche
Belegung der City-Hotels 2008 von 70 auf 60 Prozent.
Gleichwohl sei man vom eigenen Konzept überzeugt, betont Jorge
González. Die UR Hotels verbinden individuelles Design mit höchsten
Hotelstandards für Geschäfts-, Tagungs- und Wochenendreisende, die
bei den sogenannten „City-Breaks” zum Shoppen, Flanieren und
Genießen anreisen. „Wir erzielen damit im Misión exzellente
Resultate. Und das haben wir auch mit dem Palacio Avenida vor.”
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