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Die einen stimmen Klagelieder an, die anderen machen gleich zu: Mit dem Ende der Feiertage beginnt für jene, die ihre Brötchen im Tourismus – welcher Art auch immer – verdienen, eine Durststrecke. Ein paar Wochen ist gar nichts los, dann kommen wenigstens jene, die die Nischen der Branche bevölkern: Radfahrer, Mandelblüten-Gucker, Golfer. Sehr überschaubar.

Dieses „Winter-Loch” ist eigentlich nicht zu verstehen. Sicher, die Massen erwarten von Mallorca vor allem eines: strandfähiges Wetter. Und das gibt es in dieser Jahreszeit nun mal nicht. Oder sehr selten.

Niemand will, dass im mallorquinischen Winter der gleiche Trubel herrscht wie im Sommer (eine Horror-Vorstellung!). Aber Mallorca, das unbedingt neue Märkte abseits von Strand und Sonne erschließen muss, täte es verdammt gut, auch in der kälteren Jahreszeit etwas besser im Geschäft zu bleiben.

Wissen wir ja, winken die Tourismus-Experten ab. Alle Versuche, die starren Saisonzeiten zu entzerren – die Spanier haben dafür den herrlichen Zungenbrecher „desestacionalización” – sind kläglich gescheitert.

Ich verstehe es trotzdem nicht. Mallorcas Winterwetter ist allemal gut genug, um fast jede Outdoor-Sportart betreiben zu können; die Berge laden zum Wandern ein; touristische Highlights – vom Aquarium bis zum Cabrera-Center – sind ohne Schlangestehen zu genießen, Palma mit seinen ganzen Schätzen (und Geschäften) ganzjährig geöffnet; das Kulturangebot beachtlich, und die Kellner der vielen Restaurants – von urig bis mondän – haben jetzt auch mal Zeit für ein Lächeln. Sogar das Fliegen macht mehr Spaß: Am Airport ist vergleichsweise wenig los, Verspätungen die Ausnahme.

Und dann werden die Winter-Besucher mit noch etwas anderem belohnt: Mit der Chance, etwas tiefer in die mallorquinische Seele einzutauchen. Die anstehenden Fiestas mit Heiligen und Tieren, Feuern und Teufeln sind urmallorquinisch. Gehen Sie hin! Mallorca im Winter? Ein Gedicht. Und offenbar ein großes Geheimnis. Sonst wäre das Winter-Loch ein ganzes Stück kleiner.